Sonntag, 14. Oktober 2018

Das grandioseste Lebewesen, von dem die meisten Menschen nicht mal gehört haben...

Es heisst immer wieder, der mensch sei das Lebewesen, das die Erde stärker beeinflusst als jedes andere. Bedenkt man, wie wir die Erdoberfläche verändern, das Klima beeinflussen, Arten ausrotten und so weiter, dann erscheint das eine naheliegende Behauptung zu sein. Und doch... es gibt da vielleicht Konkurrenz um den Titel. lasst mich Euch ein kleines Lebewesen vorstellen, das die mesnchliche Vorstellungskraft sprengt! Sagt hallo zu Prochlorococcus marinus.
Prochlorococcus marinus ist ein Cyanobakterium - eine Gruppe von photosynthetisch aktiven Bakterien, die auch als Blaualgen bezeichnet werden und zu denen auch die Vorfahren der Chloroplaste gehören, die Pflanzen die Photosynthese ermöglichen. Prochlorococcus marinus ist klein, mit einem Durchmesser von 0,5 bis 0,7 µm bräuchte man über 100 von ihnen um die Länge einer menschlichen zelle zu erreichen und über 1000 für einen Millimeter. Dafür gibt es viel, nein unfassbar viele und nein, unfassbar ist ein viel zu schwaches Wort, um auch nur einen Eindruck davon zu geben, wie viele - tatsächlich gibt es von Prochlorococcus marinus so viele Individuen, dass es unfassbar viel mehr davon gibt als von den meisten Dingen, von denen wir sagen, es gäbe unfassbar viele. Wie viele? Okay, ich versuche das mal begreifbar zu machen...
Prochlorococcus marinus kommt weltweit in Meeren mit einer Wassertemperatur von mehr als 10°C vor. In einem Milliliter Oberflächenwasser können dabei weit über 100.000 Zellen vorkommen. In einem Liter wären damit 100 Millionen Zellen, auf einen Quadratmeter Wasseroberfläche kommen 100 bis 10.000 Milliarden Zellen. Und weltweit? Nun ja, da kommen Schätzungen auf etwa 3*10hoch27 Zellen, oder in normaler Schreibweise 3.000.000.000.000.000.000.000.000.000. Für die Chemiker unter Euch, das sind 5.000 mol Zellen - das entspricht der Zahl der Atome in einer Tonne Gold oder der Zahl der Moleküle in 275 Litern Wasser. Und während die Chemiker gerade ihre Kinnladen wieder aufheben, müssen wir das für den Rest vielleicht noch ein wenig anschaulicher machen. Schauen wir mal, wie das asussieht, wenn wir es mit anderen großen Zahlen vergleichen...
Auf der Erde leben über 7 Milliarden Menschen, damit kommen auf jeden Menschen über 400 Billiarden Prochlorococcus marinus-Zellen. Okay... das hilft gar nicht. 
Wie sieht es mit Sand am Meer aus? Es gibt Schätzungen, dass es etwa 7*10hoch18 Sandkörner auf der Erde gibt, also etwa eine Milliarde pro Menschen! Das heisst aber dass auf jedes Sandkorn auf der Erde immer noch über 400 Millionen Prochlorococcus marinus-Zellen kommen...
Aber da fällt mir ein, dass unser erster Vergleich ja unfair war! Ein Mensch besteht ja nicht aus einer Zelle! Die besten Schätzungen gehen von etwa 30*10hoch12 oder 30.000.000.000.000 Zellen pro Mensch aus - damit kommen wir für die Menschheit als ganzes auf etwa 2*10hoch24 menschliche Zellen, anders ausgedrückt: Ein tausendstel der Individuenzahl von Prochlorococcus marinus...
Okay, ein letzter Versuch: Wie viele Sterne gibt es im sichtbaren Universum? Auch das ist schwierig zu schätzen, aber interessanter Weise kommt man da auf ungefähr die gleiche Zahl wie bei den menschlichen Zellen, also eine 1 mit 24 Nullen. Und wieder gewinnt Prochlorococcus marinus.
Und als wäre das nicht genug, teilen sich die Biester im Schnitt etwa einmal am Tag, das heisst die  3.000.000.000.000.000.000.000.000.000 Zellen erzeugen Tag für Tag etwa genauso viele neue Zellen, die dann sterben oder gefressen werden. Und dann beginnt man zu ahnen, welche Bedeutung Prochlorococcus marinus für die Welt auf der wir leben hat, denn wer in solchen Mengen vorkommt, ist ein bedeutender Spieler im gesamten Lebenskreislauf des Meeres. Allerdings gibt es hier mit Pelagibacter ubique einen Konkurrenten, denn von Pelagibacter gibt es sogar etwa zehnmal so viele Zellen!
Was Prochlorococcus aber für uns viel, viel wichtiger macht, ist die Photosynthese, denn wer in solchen Mengen vorkommt, hat auch daran einen gewaltigen Anteil und im Fall von Prochlorococcus heisst gewaltig, dass auf diese Bakterien etwa 20% der gesamten Weltphotosyntheseleistung entfällt. 20%! Zwanzig verdammte Prozent! Der Sauerstoff in jedem fünften Atemzug, jedes fünfte Molekül CO2 das aus der Atmosphäre entfernt wird, jedes fünfte Ozonmolekül das uns vor UV-Strahlung schützt und jedes fünfte Kohlenstoffatom, das in Lebewesen vorkommt verdanken wir Prochlorococcus marinus! Und diese 20% sind eher am unteren Ende der Schätzungen...
Kein anderes Lebewesen dürfte für die Welt, wie wir sie kennen, und wie wir sie brauchen, um darauf überleben zu können auch nur annährend so wichtig zu sein. Und wir wissen wenig über Prochlorococcus marinus. Können die kleinen Kerlchen mit dem Klimawandel mithalten? Können sie davon sogar profitieren? Gibt es andere Bakterien, die ihre Rolle übernehmen könnten, wenn Prochlorococcus marinus  aus irgend einem Grund schlapp machen sollte?
Sicher ist nur eins: Wenn wir uns als Menschen einmal klein und unbedeutend fühlen wollen, dann müssen wir den Blick nicht unbedingt auf die Sterne richten. Manchmal reicht es, sich eines ganz, ganz winzigen Lebewesens bewusst zu werden.

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Mehr zu Prochlorococcus marinus gibt es natürlich in der deutschen oder englischen Wikipedia, bei Spiegel Online, bei Science oder auch bei Youtube.

Montag, 23. April 2018

Avifauna Europaea: Update 2018 Teil 1

Na, das letzte "heimische" Vogelupdate ist ja schon eine Weile her, da wird es dringend Zeit, Euch zu zeigen, was mir inzwischen begegnet ist! Diesmal decken wir vor allem 2017 mit einem Spiekeroog- und einem Allgäuurlaub, sowie einen Kurztrip nach Cornwall ab, aber auch einiges aus der Heidelberger Umgebung - in Teil 1 alles bis zu den Greifvögeln.

Ordnung Gänsevögel (Anseriformes), Familie Entenvögel (Anatidae)

Ringelgans (Branta bernicla bernicla)
Ringelgans (Branta bernicla bernicla)
Diese kleine Gans, die im hohen Norden brütet, ist bei uns im Winter an der Küste anzutreffen -wie zum Beispiel im Januar auf Spiekeroog. Von den beiden Tiere auf dem Bild ist das linke ohne den weißen Halsring ein Jungtier.


Spießente (Anas acuta)
Spießente (Anas acuta)
Auch diese hübsche Ente kommt bei uns vor allem als Wintergast vor. Während die Weibchen wie bei den meisten Entenarten relativ unauffällig braun sind, fallen die Männchen durch das kontrastreiche Federkleid und die lang ausgezogenen Schwanzfedern sofort auf. Das Bild ist von der Weschnitzinsel bei Lorsch.

Pfeifente (Anas penelope)
Pfeifente (Anas penelope)
Noch ein Wintergast bei uns und vor allem an der Küste und wieder sind die Männchen die auffälliger. Der Name könnte sich sowohl auf die pfeifende Stimme als auch auf das charakteristische, pfeifende Fluggeräusch beziehen. Das lateinische Artepitheton bezieht sich auf eine Sage, anch der eine Ente Penelope, die Frau von Odysseus vor dem Ertrinken gerettet haben soll.

Reiherente (vorne) und Ringschnabelente (hinten)
Ringschnabelente (Aythya collaris)
Die der Reiherente sehr ähnliche Ringschnabelente hat keinen Schopf und liegt höher im Wasser. Sie kommt bei uns als Irrgast aus dem hohen Norden Nordamerikas vor.

Bergenten (Aythya marila marila)
Bergente (Aythya marila marila
Eine weitere Ente, die der Reiherente auf den ersten Blick ähnelt, aber auch keinen Schopf besitzt und zudem einen gesprenkelten statt schwarzen Rücken hat, besucht uns auch vor allem im Winter, im Norden häufiger, bei uns im "tiefen Inland" nur vereinzelt. Die Weibchen fallen vor allem durch das ausgedehnte weiß am Schnabelgrund auf.


Samtente (Melanitta fusca)
Samtente (Melanitta fusca)
Die Samtente ist eine Meerente, die im Winter regelmäßig im Binnenland auftaucht, so letztes Jahr auch mal auf dem Neckar.


Mittelsäger (Mergus serrator)
Mittelsäger (Mergus serrator)
Und noch ein Wintergast aus der Gänsefamilie. Der Mittelsäger ist kleiner als der Gänse- aber größer als der Zwergsäger und kommt nur gelegentlich ins Binnenland. Die drei Tiere im Bild hatten sich die Weschnitzinsel bei Lorsch ausgesucht.


Ordnung Schreitvögel (Ciconiiformes), Familie Störche (Ciconiidae)

Schwarzstorch (Ciconia nigra)
Schwarzstorch (Ciconia nigra)
Der Schwarzstorch ist einer unserer schönsten und spektakulärsten Vögel, aber schwer zu beobachten, da er gewöhnlich sehr scheu ist und auch nur in größeren, wenig gestörten Wäldern mit Fließgewässern brütet. Trotzdem breitet sich die Art derzeit anscheinend in Westeuropa wieder eher aus, ist aber nach wie vor relativ selten. In der germanischen Mythologie war der Schwarzstorch ein Begleiter des Gottes Odin. Das Jungtier im Bild drehte ein paar Kreise über dem Altrhein bei Lampertheim - Odin war leider nirgends zu sehen...


Zwergdommel (Ixobrychus minutus minutus)

Ordnung Ruderfüßer (Pelecaniformes), Familie Reiher (Ardeidae)

Zwergdommel (Ixobrychus minutus minutus) 
Dieser kleine Reiher lebt meist sehr verborgen und fällt eher durch seine Rufe auf als dass man ihn zu Gesicht bekommt. Anstatt wie z.B. Graureiher durch flaches Wasser zu schreiten, klettern sie eher durch das Schilf und lauern dort auf Beute. Bei Gefahr recken sie den Kopf nach oben und verharren wie die größere Rohrdommel in der sogenannten "Pfahlstellung". Das Männchen im bild stammt aus der Wagbachniederung.


Ordnung Regenpfeiferartige (Charadriiformes)

Dreizehenmöwe

Familie Möwen (Laridae)

Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla tridactyla)
Dreizehenmöwe
Diese in Felsklippen brütende Möwe ist nach ihrem Fuß benannt, der keine Hinterzehe besitzt. Sie ist kleiner und zierlicher als eine Silbermöwe und im Flug relativ gut an den schwarzen Flügelspitzen zu erkennen, die so scharf begrenzt sind, dass der Flügel wie in Tusche getunkt wird. Begegnet ist sie mir in Cornwall.

Goldregenpfeifer

Familie Regenpfeifer (Charadriidae)

Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria)
Dieser Brutvogel Nordeuropa taucht bei uns vor allem auf dem Durchzug und dann ohne den goldenen Rücken und schwarzen Bauch des Prachtkleids auf. Nur in Niedersachsen gibt es ein paar deutsche Brutpaare. Begegnet ist er mir auf Spiekeroog.

Zwergschnepfe

Familie Schnepfenvögel (Scolopacidae)

Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus)
Diese winzige Schnepfe brütet ebenfalls im hohen Norden und zieht über Mitteleuropa in die Tropen. Wenn sie sich bedroht fühlt, drückt sie sich meist gegen den Boden und verlässt sich auf ihre Tarnung, was bei einem so kleinen und unauffälligen Vogel auch gut funktioniert. Das Tier im Bild stammt aus der Wagbachniederung.


Odinshühnchen
Odinshühnchen (Phalaropus lobatus)
Odinshühnchen sind eine arktische Schnepfenart, die teilweise über die Nordseeküste in die Tropen zieht - und manchmal eben auch in der Wagbachniederung landet. Bei den Odinshühnchen und den nah verwandten Thorshühnchen sind ungewöhnlicher Weise die Weibchen farbiger und balzen aktiv um die Männchen. Nur zur Paarung darf er dann klassisch aufsitzen, das Brüten übernimmt dann wieder das unauffälligere Männchen.

Familie Säbelschnäbler (Recurvirostridae)

Stelzenläufer (Himantopus himantopus)
Stelzenläufer (Himantopus himantopus)
Diesen schönen, langbeinigen und -schäbligen Vogel habe ich Euch bereits aus Sri Lanka vorgestellt und bei meinem Paarungsblogbeitrag, aber die beiden sind einfach zu hübsch und lieblich, um sie nicht noch einmal zu zeigen!
Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta)
Säbelschnäbler hatte ich beim ersten Spiekeroogbesuch seit langem vermisst, da sie durch ein unglückliches Zusammenkommen von Wetterlage und Pferden in dem Jahr von ihrer angestammten Brutwiese verscheucht worden waren. Dafür hat es dann beim nächsten Mal geklappt, wenn auch nur im Morgenlicht bei der Abfahrt mit der Fähre. rotzdem ein hübscher und eleganter Vogel!




Und das waren für heute die Vögel, von denen ich Bilder habe, nur gehört oder zu flüchtig gesehen für ein Foto habe ich noch die folgenden:

Ordnung Schwalmartige (Caprimulgiformes), Familie Nachtschwalben (Caprimulgidae)

Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus europaeus)
Diesen hervorragend getarnten Vogel, dessen Gesang ein bischen wie ein altes Modem klingt, kann man zum Beispiel in der Dämmerung auf der Virnheimer Heide hören. Sein für Menschen seltsames Auftreten und die Jagd nach Fliegen in der Nähe von Ställen hat wohl zu der antiken Legende geführt, er würde als nächtlicher Dämon Ziegen aussaugen.

Ordnung Greifvögel (Accipitriformes), Familie Habichtartige (Accipitridae)

Habicht (Accipiter gentilis gentilis)
Der Habicht ist die größere und bulligere Ausgabe des Sperbers und Vogel des Jahres 2015. Er jagt im Gegensatz zum ähnlich großen Mäusebussard bodennah, auch im Unterholz, notfalls zu Fuß, Vögel und Säugetiere. Da er auch häufig von Jägern geschätzte Tiere wie Hasen oder gelegentlich Geflügel ("Hühnerhabicht") schlägt, gehört er zu den am stärksten verfolgten und damit auch scheusten Greifvögeln. Obwohl die Tötung von Greifvögel bei uns heute streng verboten ist, kommt es leider immer noch immer wieder vor, wobei Jäger und Geflügelzüchter 100% der Täter ausmachen. Daher auch hier keine Angabe, wo man ihn findet.

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Und das war es für heute, nächstes Mal kommen die Singvögel, Spechte und ein besonders bunter Vogel!

Dienstag, 17. April 2018

Libellen in Heidelberg (und ein paar von anderen Orten)


Zur Abwechlung gibt es heute mal keine Vögel - aber keine Angst, ich mache Euch die Umstellung leicht und bleibe erstmal bei fliegenden Tieren: Libellen!

Libellen sind außergewöhnlich gute Jäger - manche Arten erreichen bei ihrer bevorzugten Beute Erfolgsquoten über 90%. Löwen schaffen selten 30% und selbst bei Wildhunden mit ihrer ausgeklügelten Jagd im Rudel schlägt noch jede dritte Jagd fehl. Das liegt zum einen an ihren großen Facettenaugen, mit denen sie scharf schnelle Bewegungen vor hellem Hintergrund verfolgen können. Dazu kommen vier einzeln steuerbare Flügel - bei den meisten Insekten werden die Flügel gemeinsam durch Zusammenziehen der Brust geschlagen, was energieeffizienter ist - aber die Manövrierfähigkeit des Vierflügelantriebs ist unübertroffen - stabilisiert wird der Flug durch den langen Hinterleib. Und dann sind da die Beine, die nach vorne gerichtet sind, um einen Fangkorb zu bilden - Laufen können Libellen damit kaum mehr, so dass sie auch für kleine Positionswechsel normalerweise fliegen.
Großlibellenlarve
Ebenso spektakulär wie der Beutefang ist die Paarung. Das Männchen greift dazu das Weibchen am Hinterkopf oder vorne am vorderen Rücken und die beiden können so als Tandem fliegen. Dann biegt das Weibchen seinen Hinterleib nach vorne, um Sperma vom Männchen aufzunehmen und beide bilden das sogenannte Paarungsrad. Bei der dann folgenden Eiablage kann das Männchen das Weibchen weiter bewachen, so dass sie wieder als Tandem weiterfliegen. Auch die Larven, die sich aus den Eier entwickeln sind schon erfolgreiche Jäger, die ihre Beute mit einer Fangmaske fangen, die sie blitzschnell unter dem Kopf ausklappen können.
Innerhalb der Libellen lassen sich zwei Unterordnungen unterscheiden: Die pfeilschnellen Großlibellen mit riesigen Augen und in Ruhe seitlich ausgestreckten Flügeln und die langsamer, taumelnder fliegenden Kleinlibellen, die ihre Flügel in Ruhe über dem Rücken zusammenlegen.

Großlibellen (Anisoptera)

Edellibellen (Aeshnidae)

Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea

Weibliche blaugrüne Mosaikjungfer
Blaugrüne Mosaikjungfer (Männchen)
Die Großlibelle schlechthin bei uns ist sehr häufig von Juli bis Oktober an langsam fließenden oder stehenden Gewässern, auch an Gartenteichen anzutreffen. Die Männchen haben eine hellgrüne Brust und einen blauen Hinterleib und die Weibchen sind vollständig grün. Die blaugrüne Mosaikjungfrer jagt indem sie ihr Revier nach Beute abfliegt und kann sich dabei auch ziemlich weit vom Wasser entfernen. In Heidelberg trifft man sie im Botanischen Garten und an vielen Teichen aber auch im Bergfriedhof patrouillierend an.

Große Königslibelle (Anax imperator)
Große Königslibelle (Männchen)
Große Königslibelle (Weibchen)
Diese beeindruckende  Libelle steht der blaugrünen Mosaik-jungfer in Größe nicht nach und findet sich von Juni bis August an ähnlichen Gewässern mit ähnlicher Jagdweise. Am leichtesten zu unterscheiden sind die Arten durch die bei der Königslibelle fehlende dunkle Musterung der Brustseiten.

Segellibellen (Libellulidae)

Plattbauch (Libellula depressa
Plattbauch

Der Plattbauch ist durch seinen breiten, abgeflachten Hinterleib unverwechselbar. Dieser ist bei den Männchen hellblau, bei den Weibchen erst gelbbrau und bei älteren Tieren dunkler. Sie leben ebenfalls an kleinen stehenden Gewässern, sind aber wie die anderen Segellibellen auch im Gegensatz zu den Edellibellen Ansitzjäger, die auf Beute lauern und ihr dann in schnellem Flug folgen. Das macht es natürlich auch deutlich einfacher, sie zu fotografieren! Sie fliegen von Mai bis Juli.



Vierfleck (Libellula quadrimaculata)
Vierfleck
Vierfleck
Diese hübsche Libelle findet sich an kleinen Weihern und in sumpfigen Gebieten und ist an ihrer Flügelzeichnung leicht zu erkennen. Die Färbung ist variabel, wobei sich die Geschlechter nicht auffällig unterscheiden. Eine Besonderheit ist, dass Vierflecke in zum Teil sehr großen Schwärmen wandern, die mehrere Milliarden Tiere umfassen können! Zu beobachten ist sie von Mai bis August.


Großer Blaupfeil (Männchen)
Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Großer Blaupfeil (altes Weibchen)
Bei dieser Libelle ähnelt das Männchen einem nicht platten Plattbauch, die Weibchen sind gelb mit einem schwarzen Gittermuster und verblassen später. Der große Blaupfeil bevorzugt sonnige Gewässer und sonnt sich auch gerne auf Steinen oder an anderen freien Bodenflächen. Sie sind von Mai bis September anzutreffen.

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Blutrote Heidelibelle
Die untereinander recht ähnlichen Heidelibellenarten sind relativ klein für Großlibellen und die Männchen sind leuchtend rot. Bei der blutroten Heidelibelle sind die Beine komplett schwarz. Die Weibchen sind meist bräunlich-gelbrot, können aber auch komplett rot sein. Die Art kommt an kleinen Stillgewässern vor und fliegt von Juli bis November.





Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)
Große Heidelibelle (Paarung)
Die große Heidelibelle ist etwas größer als die blutrote, hat schwarze Beine mit hellen Längsstreifen, eine schwarz gemusterte Brust mit helleren Seitenstreifen und die Stirn ist bis zu den Augen schwarz. Sie fliegen von Juni bis November an flachen, warmen Gewässern und zum Beispiel auch in Sandgruben.








Gemeine Heidelibelle
Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
Diese der großen Heidelibelle sehr ähnliche Art ist nur etwas kleiner, hat eine schwarze Stirnzeichnung, die etwas an den Augen herabläuft und weniger gemusterte Brustseiten.Sie fliegt von Juni bis November an vielen verschiedenen Kleingewässern.



Kleinlibellen (Zygoptera)

Prachtlibellen (Calopterygidae)

Gebänderte Prachtlibelle (Weibchen)
Gebänderte Prachtlibelle (Männchen)
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)
Diese häufige und auffällige Kleinlibelle fliegt von Mai bis September an langsam fließenden, sonnigen Gewässern wie dem Neckar, wobei die Männchen in einem schmetterlingsartig wirkenden Flug ihre blauen Flügelmale präsentieren und so wohl Konkurrenten und die unauffälligeren Weibchen zu beeindrucken versuchen.

Schlanklibellen (Coenagrionidae)

Hufeisen-Azurjungfern (Paarung)
Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella
Diese ebenfalls sehr häufige Art kommt eher an stehenden Gewässern vor und fliegt von Mai bis August. Auffällig bei der Paarung ist, dass die Männchen die Weibchen bei der Eiablage bewachen und man die Paare so oft über längere Zeit gemeinsam beobchten kann. Der Name stammt von einem hufeisenförmigen Mal auf dem zweiten Hinterleibssegment der Männchen.



Fledermaus-Azujungfer
Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum
Bei dieser weiteren Art aus der Gattung der sich unterienander sehr ähnlichen Azurjungfern sieht die Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibssegment der Männchen ein wenig wie eine Fledermaus aus (auf das Bild kilcken für Vergrößerung). Sie fliegt von Mai bis Juni an tiefen stehenden Gewässern.

Kleines Granatauge
Kleines Granatauge (Erythromma viridulum
Beim kleinen Granatauge haben die Männchen auffällig rote Augen. Dem sehr ähnlichen großen Granatauge fehlt im vergleich die X-förmige Zeichnung auf dem zehnten Hinterleibssegment. Als wärmeliebende Art breitet sich das Granatauge derzeit in Mitteleuropa aus und fliegt von Juni bis September am Rande der Schwimmblattzone von Gewässern.

Große Pechlibelle
Große Pechlibelle (Ischnura elegans
Erkennbar am pechschwarzen Hinterleib mit einem hellblauen "Schlusslicht" (Das weiter vorne liegt als bei der kleinen Pechlibelle) fliegt die große Pechlibelle von Mai bis September. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schlanklibellen lassen die Männchen die Weibchen bei der Eiablage alleine. Sie besiedeln alle möglichen stehenden oder langsam fließenden Gewässer und sind relativ anspruchlos.

Teichjungfern (Lestidae)

Weidenjungfer
Weidenjungfer (Chalcolestes viridis
Diese wunderschön metallisch grüne Libelle ist die häufigste Teichjungfer bei uns und fliegt von Juli bis Oktober an langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit Weicholzbeständen wie Weiden am Ufer. Auch hier werden die Weibchen bei der Eiablage von ihren Männchen begleitet. Sie legen ihre Eier bevorzugt von über das Wasser hängenden Zweigen ab.
Die Weidenjungfer habe ich auf Spiekeroog fotografiert.





Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa
Weidenjungfer
Diese metallisch grüne und hellblaue Libelle besidedelt Tümpel und Moore, die auch gelegtnlich trockenfallen dürfen, da ihre Eier dies überleben können. Sie fliegt von Mai bis Oktober.
Die gemeine Binsenjungfer habe ich auf Spiekeroog fotografiert.

 






Federlibellen (Platycnemididae)

Blaue Federlibelle (Männchen)


Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Diese zart gebaute Kleinlibelle hat ihren Namen von den mit Borsten bestandenen Beinen, die dadurch wie Federn aussehen. Sie kommt an stehenden und langsam fließenden Gewässern mit vielen Wasserpflanzen vor.
Blaue Federlibelle (Weibchen)

Samstag, 23. Dezember 2017

Trauerrede für Carla Dagmar Maria Fürer




Trauer ist ein seltsames Gefühl. Einerseits ist es uns so unangenehm, dass wir es gerne weit von uns stoßen würden aber es gibt auch kaum ein Gefühl in das wir uns so tief versenken können. Es ist der Schmerz über den Verlust von dem, was wir hatten: Carla, als lebenden, atmenden, aber vor allem liebenden und lachenden Menschen um uns. Aber vielleicht noch mehr ist es der Schmerz um den Verlust dessen, was wir gerne noch alles gehabt hätten.
Und so steht Trauer auch für den Übergang von der Vergangenheit in die Zukunft und macht uns ganz intensiv bewusst, dass mit dem Tod zwar das Leben und das Atmen enden, aber nicht die Liebe und hoffentlich auch nicht das Lachen. Und damit besteht etwas ganz essentielles weiter. Etwas, das ein gläubiger Mensch, und das war Carla, die Seele nennen könnte, die mit dem Tod nicht untergeht.
Wenn ich darüber nachdenke, was Carla ausmacht, dann fallen mir viele kleinere und größere Leidenschaften ein. Dazu gehört, den Weltspiegel abends vom Sofa aus zu sehen, Spaziergänge und lange Telefonate und auch die Zigarette und der Piccolosekt abends auf dem Balkon – oder auch nachmittags oder zu jeder Zeit, die eine kleine Pause gebraucht hat. Aber vor allem sind es zwei große Leidenschaften, die Carlas Leben bestimmt haben.
Eine davon war ihre Tätigkeit als Lehrerin für Biologie und Chemie – eine Leidenschaft, die ich in mir selbst stark verspüre. Vor einiger Zeit hatte ich bei einer Exkursion zufällig eine ehemalige Kollegin von Carla getroffen, deren Zeiten nur für ein halbes Jahr überlappten, die sich aber so positiv erinnerte, dass ich sicher bin, dass Carla bei vielen Kollegen und vor allem auch Schülern viele positive Erinnerungen hinterlassen hat.
Die andere, noch wichtigere Leidenschaft, war für Carla die Familie. An erster Stelle wir Kinder: Johannes, Moni und ich und seit etwa anderthalb Jahren natürlich auch ihr Enkel Jonas, der so viel Freude auch in schwierige Zeiten gebracht hat. Aber gleich danach kommen die Geschwister, die Nichten und Neffen, die Cousinen und Cousins und bis hin zu Verwandten bei denen ich eine Tafel und eine halbe Stunde Zeit bräuchte, den Verwandtschaftsgrad zu erklären. Und dazu gehören auch viele Freunde, die zwar nicht genetisch, aber im Herzen verwandt sind. Und natürlich ihre Katzen: Felix, Moritz, Maxl, Laila und zuletzt Piepsa – eine Katze, von der Carla immer wieder sagte, sie sei genauso verrückt wie ihre Besitzerin – und das sage ich, weil ich ihr Lachen dabei so höre, als wäre sie gerade wirklich bei uns.
Was diese beiden Leidenschaften verbindet, sind zum einen natürlich die Menschen, zum anderen aber gerade auch das Weiterwirken über die eigene Anwesenheit hinaus – und damit auch über den Tod. Als ich das letzte Mal bei Carla war und mit ihr sprechen konnte, haben wir zusammen Bilder auf meiner Kamera angeschaut. Wir haben über die Vögel und Pflanzen geredet, die ich fotografiert hatte und über ein kurzes Filmchen von Jonas gelacht. Und da ist mir bewusst geworden, dass trotz all den Schmerzen und Ängsten der Funke, der Carla wirklich ausmachte, bis zum Ende gebrannt hat. Und dafür bin ich dankbar, denn dieser Funke ist es, den wir alle jetzt in unseren Herzen weiter tragen.
Und so hatte ich, als wir drei Geschwister auf dem Weg zum Krankenhaus waren um Abschied zu nehmen, plötzlich eine Liedzeile im Kopf, von Reinhard Mey einem Künstler, den Carla sehr geschätzt hatte. Ihr kennt sie wahrscheinlich alle: Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein – alle Ängste, alle Sorgen sagt man, blieben darunter verborgen und dann, würde was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.
Und das ist es, Carla, was ich Dir und uns allen wünsche: Dass all die Ängste und Sorgen, die Konflikte und Schmerzen nichtig und klein werden und Du uns in unseren Herzen noch auf ganz vielen Höhenflügen begleiten wirst.
Danke für alles, von uns allen!