Dienstag, 16. September 2014

Avifauna Germanica II: Gänsevögel (Anseriformes) II

Also gut, wir sind immer noch bei der gleichen Ordnung und Familie, aber heute kommen wir zu den kleineren Arten:

Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)

Familie: Entenvögel (Anatidae)

Unterfamilie: Enten (Anatinae)

Die Enten sind im allgemeinen kleinere Gänsevögel und sind wiederum in mehrere Tribus gegliedert, von denen drei auch bei uns vorkommen, die Schwimmenten (Anatini), die Tauchenten (Aythyini) und die Meerenten und Säger (Mergini). Schwimm- und Tauchenten sind meist recht leicht auseinanderzuhalten, da ihr Körperbau an ihre Lebensweise angepasst ist. Die Schwimmenten suchen ihr Nahrung meist schwimmend oder an der Oberfläche gründelnd - das klassische "Köpfchen unter Wasser, Schwänzchen in die Höh'" - die Tauchenten sind gute Taucher und liegen als solche schwimmend tiefer im Wasser und haben meist einen kompakteren Körper.

Schwimmenten (Anatini)

Mandarinente (Aix galericulata)
Mandarinente (Aix galericulata)
Die hübsche, kleine Mandarinente kommt ursprünglich aus Ostasien, wurde aberschon im 18. Jahrhundert in Europa eingeführt. Immer wieder trifft man einzelne Tiere oder kleinere Gruppen auch in Freiheit an, als größere, erfolgreich brütende Population scheinen sie sich aber bisher nur in Großbritannien und ein paar Großstädten etabliert zu haben. Der Erpel im Bild von der Reißinsel in Mannheim braucht also wahrscheinlich einiges an Glück, um irgendwann Vater zu werden. Tatsächlich war er mit einer Gruppe Stockenten unterwegs.
Löffelente (Anas clypeata)
Löffelente
Löffelentenmännchen gehören im Prachtkleid mit dunklem Rücken, weißer Brust, roten Flanken und grünem Kopf zu den auffälligsten unserer Enten. Die Weibchen und die Männchen im Schlichtkleid sind unauffälliger aber immer gut am gewaltigen Schnabel zu erkennen, mit dem Löffelenten das Wasser nach Kleinstlebewesen durchsieben. 
Zu beobachten sind Löffelenten im Raum Heidelberg gelegentlich in der Wagbachniederung bei Waghäusel.


Mehrere Krickenten-Erpel
Krickente (Anas crecca)

Unsere kleinste einheimische Ente ist nur etwas über taubengroß und recht gesellig. Die Erpel haben braunrote Köpfe mit einem breiten grünen Augenstreifen. Sie ist meist auf kleinen, sumpfigen Gewässern mit viel Ufervegetation zu finden, in der Nähe von Heidelberg zum Beispiel bei Waghäusel.


Stockente (Anas plathyrhynchus)
 
Stockenten-Erpel
Die Stockente ist unsere größte und häufigste Ente und die Stammform der Hausente. Da sie sich mit dieser auch einfach kreuzt, kann man häufig Mischlinge beobachten, was vor allem bei den Erpeln auffällt, die dann nicht die typische Gefiederfärbung zeigen.
Stockente mit Jungen
Stockenten finden sich auf fast allen Gewässern, von kleinen Teichen über Seen und Flüssen und zeigen relativ wenig Scheu vor Menschen, weshalb sie auch die am einfachsten zu beobachtenden Enten sind. Die Paare finden sich meist im Herbst und bis zur Jungenaufzucht sind Stockenten daher meist als paar anztreffen. Manche Weibchen, die sich keinem Partner anschließen, findet man auch in Begleitung von Jungerpelgruppen, was im Frühjahr allerdings auch im Tod bei Massenpaarungen enden kann.

Schnatterenten
Schnatterente (Anas strepera)
Schnatterente sind etwas kleiner als Stockenten und während die Weibchen recht ähnlich sehen - aber keine blauweiße Binde im Flügel aufweisen - sind die Männchen im Prachtkleid elegant grau. Schnatterenten bevorzugen ruhige, flache Gewässer mit viel Uferbewuchs. In der Heidelberger Umgebung heisst das wieder mal: Seen bei Waghäusel.

Schwimmenten (Aythyini)

Tafelente (Aythya ferina)
Tafelerpel
Die Tafelente ist eine typische Tauchente und liegt als solche relativ tief im Wasser. Sie ernähren sich überwiegend pflanzlich und suchen ihre Nahrung gründelnd oder tauchend an flachen Gewässern im Binnenland (genau - wieder Waghäusel).
Der deutsche Name weist darauf hin, dass man Tafelenten gerne auf die Speisetafel brachte...

Tafelente mit Küken

Reihererpel
Reiherente (Aythya fuligula)
Die Reiherente ist eine kräftig gebaute Tauchente, die an tieferen Gewässern nach Schnecken, Muscheln und anderen Wirbellosen taucht. Die Männchen sind mit den weißen Flanken bei sonst schwarzem Gefieder und einem Federschopf am Kopf sehr auffällig, was die Art auch zu einem beliebten Ziergeflügel gemacht hat. Die Weibchen sind elegant dunkelbraun. Ach und klar, auch hier sind die Bilder aus Waghäusel ;)
Reiherente mit Jungen







Kolbenerpel

Kolbenente (Netta rufina)

Kolbenente
Mit ihrem kräftig roten Kopf sind die Erpel der Kolbenente unsere farbenprächtigsten Tauchenten. Die Weibchen sind grau mit braunem Scheitel.
Wie die Tafelente ist sie überwiegend Pflanzenfresser und wo die Bilder her sind, dürfte klar sein.

Meerenten und Säger (Mergini)

Drei Schellerpel und eine Ente
Schellente (Bucephala clangula)
Die Schellente ist eine kleine Tauchente, die in Nordeuropa, -asien und -amerika vorkommt. Bei uns taucht sie vor allem als Wintergast auf. Schellenten bevorzugen größere, ruhige Gewässer und sind geschickte Taucher, die sich von kleinen Tieren und Pflanzenteilen ernähren.
Der große, schwarze Kopf der Männchen mit dem weißen Fleck über dem Schnabel ist nicht nur charakteristisch, sondern wird bei der Balz auch auffällig in die Höhe gestreckt und auf den Rücken gelegt.
Angetroffen habe ich den kleinen Trupp auf dem Neckar bei Ladenburg.

Gänsesäger (Mergus merganser)
Gänsesäger (Mergus merganser)
Der Gänsesäger ist unser größter Säger - eine Gruppe tauchender, fischfressender Enten mit gesägtem Hakenschnabel. Er ist bei uns zwar verbreitet, aber selten - nicht zuletzt weil er früher als Konkurrent von Anglern bejagt wurde.
Die beiden schmucken Herren auf dem Bild stammen von einem Fischteich bei Bobenheim.
Eiderente (Somateria mollissima)
Zwei Eidererpel im Schlichtkleid

Eidererpel sind im Prachtkleid prächtig schwarz und weiß. Im Schlichtkleod wirken sie etwas chaotisch weiß-grau-schwarz gescheckt. Die Weibchen sind braun mit dunkler Streifung.
Eiderenten leben an der Küste und ernähren sich von Muscheln, Schnecken, Krabben und Fischen. Gesehen habe ich sie in Spiekeroog.

Freitag, 12. September 2014

Vogelliste Urlaub Spiekeroog und Hannover

Okay, nachdem auch alle Fotos nochmal durchgesehen sind, hier die Vogelbeobachtungsliste vom letzten Urlaub, bei dem wir in Hannover und auf Spiekeroog waren. Wie macht sich die wohl im Vergleich zu Mexiko? (* kennzeichnet Arten, die wir nur auf dem Festland gesehen haben, alle anderen haben wir auf Spiekeroog gesehen)

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes); Familie Habichtartige (Accipitridae)
#1: Mäusebussard (Buteo buteo)*
#2: Rohrweihe (Circus aeruginosus)
#3: Seeadler (Haliaeetus albicilla)*
#4: Schwarzmilan (Milvus migrans)*
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes); Familie Entenvögel (Anatidae)
#5: Stockente (Anas platyrhynchos)
#6: Graugans (Anser anser)
#7: Kanadagans (Branta canadensis)
#8: Höckerschwan (Cygnus olor)*
#9: Eiderente (Somateria mollissima)
#10: Brandgans (Tadorna tadorna)
Ordnung: Möwen und Watvögel (Charadriiformes)
Familie: Regenpfeifer (Charadriidae)
#11:  Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula)
#12: Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola)
#13: Kiebitz (Vanellus vanellus)
Familie: Austernfischer (Haematopodidae)
#14: Austernfischer (Haematopus ostralegus)
Familie: Möwen (Laridae)
#15: Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus)
#16: Silbermöwe (Larus argenturatus)
#17: Sturmmöwe (Larus canus)
#18: Heringsmöwe (Larus fuscus)
#19: Mantelmöwe (Larus marinus)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
#20: Steinwälzer (Arenaria interpres)
#21: Sanderling (Calidris alba)
#22: Alpenstrandläufer (Calidris alpina)
#23: Knutt (Calidris canutus)
#24: Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea)
#25: Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica)
#26: Großer Brachvogel (Numenius arquata)
#27: Regenbrachvogel (Numenius phaeopus)
#28: Grünschenkel (Tringa nebularia)
#29: Rotschenkel (Tringa totanus)
Familie: Seeschwalben (Sternidae)
#30: Fluss-Seeschwalbe (Sterna hirundo)
#31: Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea)
#32: Brandseeschwalbe (Sterna sandvicensis)
Ordnung: Schreitvögel (Ciconiiformes); Familie: Störche (Ciconiidae)
#33: Weißstorch (Ciconia ciconia)*
Ordnung: Taubenvögel (Columbiformes); Familie: Tauben (Columbidae)
#34: Strapentaube (Columba livia)*
#35: Hohltaube (Columba oenas)
#36: Ringeltaube (Columba palumbus)
Ordnung: Falkenartige (Falconiformes); Familie: Falken (Falconidae)
#37: Turmfalke (Falco tinnunculus)
Ordnung: Hühnervögel (Galliformes); Familie: Fasane (Phasanidae)
#38: Fasan (Phasianus colchicus)
Ordnung: Kranichartige (Gruiformes); Familie: Rallen (Rallidae)
#39: Blässhuhn (Fulica atra)*
#40: Teichhun (Gallinula chloropus)*
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Lerchen (Alaudidae)
#41: Feldlerche (Alauda arvensis)
Familie: Baumläufer (Certhiidae)
#42: Garten- oder Waldbaumläufer (Certhia spec.)*
Familie: Rabenvögel (Corvidae)
#43: Rabenkrähe (Corvus corone) - darunter wahrscheinlich eine Raben-/Nebelkrähe-Hybride
#44: Dohle (Corvus monedula)
#45: Elster (Pica pica)
Familie: Finken (Fringillidae)
#46: Stieglitz (Carduelis carduelis)
#47: Buchfink (Fringilla coelebs)*
Familie: Schwalben (Hirundinidae)
#48: Rauchschwalbe (Hirundo rusticus)
Familie: Stelzen und Pieper (Motacillidae)
#49: Wiesenpieper (Anthus pratensis)
#50: Bachstelze (Motacilla alba) - darunter Trauerbachstelzen (Motacilla alba yarrellii)
Familie: Fliegenschnäpper (Muscicapidae)
#51: Rotkehlchen (Erithacus rubecula)*
#52: Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca)
#53: Grauschnäpper (Muscicapa striata)
#54: Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe)
#55: Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
Familie: Meisen (Paridae)
#56: Blaumeise (Cyanistes caeruleus)
#57: Kohlmeise (Parus major)
Familie: Sperlinge (Passeridae)
#58: Haussperling (Passer domesticus)
Familie: Stare (Sturnidae)
#59: Star (Sturnus vulgaris)
Familie: Grasmücken (Sylviidae)
#60: Fitis (Phylloscopus trochilus)
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
#61: Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)
Familie: Drosseln (Turdidae)
#62: Amsel (Turdus merula)
Ordnung: Ruderfüßer (Pelecaniformes)
Familie: Reiher (Ardidae)
#63: Graureiher (Ardea cinerea)*
Familie: Löffler und Ibisse (Threskiornithidae)
#64: Löffler (Platalea leucorodia)
Ordnung: Suliformes; Familie: Kormorane (Phalacrocoracidae)
#65: Kormoran (Phalacrocorax carbo)

Enstand: 

15 Tage Rundreise durch Yucatan: 55 Vogelarten

11 Tage Norddeutschland: 65 Vogelarten!

(Gesamtstand in Deutschland seit Mexiko: 123 Arten)

Sonntag, 27. Juli 2014

Top Ten: Begründungen von Studenten, warum sie mehr Punkte verdient hätten (und auf die die Antwort "Nö" ist)

Okay, zur Abwechslung mal wieder etwas lustiges aus dem Arbeitsalltag: Die Top Ten der Begründungen von Studenten, warum sie mehr Punkte verdient hätten - und auf die die Antwort schlicht und einfach "Nö" ist...

Nummer 10

"Ich brauche nur einen halben Punkt für die bessere Note - können Sie nicht nochmal schauen, ob Sie da irgendwas finden?"

Nummer 9

"Da steht doch X! Hab' ich doch geschrieben!" - "Ja, aber richtig ist Y." - "Ich mein ja auch Y, das ist halt schwer zu lesen!"

Nummer 8

"Okay, die Antwort ist falsch, aber ich hab' ja immerhin was hingeschrieben - gibt es dafür gar keine Punkte?"

Nummer 7

"Das stand aber nur irgendwo im Skript, in der Vorbesprechung hat Professor X das nicht nochmal erwähnt." - "Die Vor- und Nachbesprechung hab' ich doch bei Ihrer Gruppe gehalten und da war das beidesmal drin. Ich hab' ja auch die Folien hochgeladen, da kann ich es Ihnen zeigen." - "Okay, dann hab' ich noch eine Frage zu Frage 4..."

Nummer 6

"Woher soll ich denn das wissen?" - "Das war in der Vorlesung X dran, die Voraussetzung für das Praktikum war." - "Okay, aber das ist unfair, das ist ja fast ein dreiviertel Jahr her!"

Nummer 5

"Bei Frage Y hab' ich nicht alle Punkte, aber ich hab' da wortwörtlich das gleiche stehen wie mein Banknachbar!"

Nummer 4

"Aber Sie können von mir ja nicht mehr erwarten als von einem Drittsemester, nur weil ich im fünften Semester bin!"

Nummer 3

"Die Frage war aber auch schwer zu verstehen, da waren so viele Fachbegriffe drin..."

Nummer 2

"Genau das hab' ich ja gemeint - ich hab' es nur nicht hingeschrieben!"

Nummer 1

"Das was ich hingeschrieben habe ist doch genau das Gegenteil von dem, was gefragt war - gibt das nicht wenigstens Teilpunkte?"

Samstag, 5. Juli 2014

Avifauna Germanica I: Gänsevögel (Anseriformes) I

Okay, dann fangen wir mal mit unserer europäischen Vogelwelt an - wie in Mexiko präsentiere ich das, was ich bisher gesehen habe mit eigenen Bildern. Allerdings gibt es immer nur eine Ordnung, Familie oder Unterfamilie, dafür mit etwas mehr Information. Alle heute in Europa vorkommenden Vögel sind Neukiefervögel (Neognathae), auch wenn es in Norddeutschland inzwischen auch frei brütende Nandus gibt. Die basale Gruppe der Neukiefervögel sind die Galloanserae, also Hühner- und Gänsevögel und das ist mit Haus-, Zier- und Jagdvögeln eine für die Menschen bedeutsame Gruppe, schauen wir uns heute also Gänse und Schwäne an:

Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)

Familie: Entenvögel (Anatidae)

Alle europäischen Gänsevögel gehören der Familie der Entenvögel an. Alle Anseriformes sind mehr oder weniger stark an ein Leben an oder auf Gewässern angepasst. Sie sind - auf Grund ihrer Körperform und der Schwimmhäute an den Füssen - gut Schwimmer und teilweise auch Taucher. Eine Besonderheit der Anseriformes ist, dass ihre Männchen, im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln, einen Penis besitzen - und nicht irgendeinen. Wir reden hier bei manchen Entenarten von einem sich explosionsartig ausfahrenden, korkenzieherartigen, mit Stacheln besetzten Organ, das bei der Argentinischen Ruderente (Oxyura vittata) mit über 40 cm Länge nicht nur an absoluter Länge alle anderen Vögel - inklusive des Strauß - übertrifft, sondern bei 30 bis 40 cm Körperlänge an relativer Größe jedes andere Wirbeltier. Wer "True Facts About the Duck" nicht kennt, sollte diese Bildungslücke unbedingt aus der Welt räumen!
Innerhalb der Entenvögel werden mehrere Unterfamilien unterschieden, drei davon kommen auch bei uns vor:

Unterfamilie: Gänse (Anserinae)

Gänse und Schwäne sind die größten Entenvögel und bei uns finden sich sowohl Echte Gänse (Anserini), als auch Schwäne (Cygnini):

Echte Gänse (Anserini)

Graugans
Graugans (Anser anser)

Die aus "Nils Holgersson" bekannte Graugans ist die Stammform unserer Haugans und damit eine der wenigen Vogelarten, die erfolgreich domestiziert wurde. Graugänse sind relativ hell und groß, mit orangem Schnabel und bei uns eine einheimische Vogelart. Sie sind vor allem an großen, relativ ruhigen Gewässern anzutreffen - Im Raum Heidelberg trifft man sie nur gelegentlich, vor allem am Neckar bei Ladenburg, in größeren Naturschutzgebieten wie am Kühkopf oder in der Wagbachniederung, sind sie dagegen in großer Zahl anzutreffen.



Kurzschnabelgans
Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus
Eine Gänseart, die eigentlich weiter im Norden vorkommt und sich von der sehr ähnlichen Saatgans (Anser fabalis) vor allem durch den kürzeren, rosa Schnabel unterscheidet. Im Vergleich zur Graugans wirken beide Arten vor allem durch den braunen Kopf deutlich dunkler. In Heidelberg halten sich zur Zeit zwei bis vier Tiere auf, bei denen es sich um Ausnahmegäste oder Gefangenschaftsflüchtlinge halten könnte. Da die Tiere recht zutraulich auf der Neckarwiese sind, würde ich auf zweitere tippen.

Schwanengänse
Schwanengans (Anser cygnoides) Die Schwanengans ist eine asiatische Gänseart, die zur Höckergans domestiziert wurde. Sie kommt in Europa an wenigen Stellen als Neozoon vor, also als eine ursprünglich nicht einheimische Tierart, die sich aber inzwischen erfolgreich fortpflanzt. In Heidelberg lebt an der Neckarwiese eine Population, die von der Stadtverwaltung an einer ungehinderten Vermehrung und Ausbreitung gehindert wird, um das Risiko eine r Verdrängung einheimischer Arten und einer Hybridiserung mit einheimischen Graugänsen gering zu halten.


Saatgans (Anser fabalis)
Saatgans (Anser fabalis)
Die Saatgans ist von der Graugans leicht durch ihren dunkelbraunen Kopf und Hals zu unterscheiden. Sie ist bei uns ein Wintergast, der den Sommer in Nordeuropa verbringt.
Das Foto stammt vom Silbersee bei Roxheim


Kanadagans
Kanadagans (Branta canadensis)
Kandagansküken
Eine Art, die sich als Neozoon über größere Teile Europas ausgebreitet hat, ist die schwarzhalsige Kanadagans. Da sie etwas andere ökologische Ansprüche haben als unsere Graugänse und auch nicht so leicht mit ihnen hybridisieren, sind sie meist eher unproblematische Neubürger. Die im allgemeinen eher scheuen und friedfertigen Tiere hüten ihre Jungen mit großem Nachdruck und können auch einmal Spaziergänger vom Gehweg vertreiben, wenn ihre Kleinen sich dort gerade tummeln möchten. Anzutreffen sind sie im Raum Heidelberg an größeren Gewässern, besonders in Parks und ähnlicher Umgebung, zum Beispiel an der Neckarwiese und im Schwetzinger Schlosspark.

Kanadaganshybride (Branta canadensis x Anser anser?)
Bei den Enten und Gänsen kommen Hybride zwischen verschiedenen Arten relativ häufig vor. Das Individuum im Bild ist ein Mischling aus Kanadagans und wahrscheinlich Graugans. Kandagans-Grauganshybride treten regelmäßig auf, sind selbst allerdings unfruchtbar. Insofern bedrohen solche Hybridisierung zwar nicht genetisch gesehen die Graugans, allerdings nehmen sie natürlich zumindest einem Paar damit den langfristigen Familienerfolg.
Die Gans stammt von der Reißinsel in Mannheim, wo sie mit Stockenten und Kanadagänsen unterwegs war.

Schwäne (Cygnini)  

Trauerschwan
Trauerschwan (Cygnus atratus)
Der australische Trauerschwan kommt in Europa nur gelegentlich als Gefangeschaftsflüchtling vor, kann hier aber auch erfolgreich brüten. In heidelberg lebt ein Tier am unteren Neckar und hält sich außerhalb der Brutzeit meist in Gesellschaft mit einem Paar Höckerschwänen auf, außerhalb der Brutzeit ist er meist alleine.





Höckerschwan
Höckerschwan (Cygnus olor)
Der Höckerschwan ist einer der größten einheimischen und einer der schwersten flugfähigen Vögel. Auch er ist in Mitteleuropa vom Menschen eingeführt worden. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Gänsearten, die viel nahrung an Land aufnehmen, sieht man Höckerschwäne häufig gründeln - also "Köpfchen unter Wasser, Schwänzchen in die Höh'" machen. Mit dem langen Hals kommen sie dabei an Wasserpflanzen, die gründelnde Enten nur in ihren Träumen erreichen können. Und wer sich fragt, warum sich Zeus in der griechischen Legende beim Besuch Ledas in einen Schwan und nicht in einen Adler verwandelt hat, der hat wohl weiter oben nicht aufgepasst...
Anzutreffen sind sie an den meisten größeren Gewässern.

Nilgans

Unterfamilie Halbgänse (Tadorninae)

Nilgans (Alopochen aegyptiacus)
Nilgänse sind als Halbgänse kleiner als echte Gänse, leben aber ähnlich wie diese am Wasser und suchen an Land nach Nahrung. Sie stammen ursprünglich aus Nordafrika und stellen in Deutschland daher Neozoen dar. Da sie sehr früh brüten, große Gelege haben und ihre Jungen gut behüten, vermehren sie sich gut und breiten sich zur Zeit erfolgreich aus. Als Konkurrenten für andere Wasservögel, deren Gelege sie teilweise zerstören, sind sie als Neozoen nicht unproblematisch.
In Heidelberg sind Nilgänse am Neckar fast immer anzutreffen, und auch in der Umgebung werden sie an Wasserflächen immer häufiger.

Brandgänse

Brandgans (Tadorna tadorna)
Die hübsche, dreifarbige Brandgans ist eine küstenbewohnende Halbgans, die bei uns nur während des Zugs auch im Binnenland auftaucht. Wie bei den echten Gänsen, aber im Unterschied zu den Enten sind die beiden Geschlechter äußerlich sehr ähnlich. Das Foto ist das beste, was mir von Brandgänsen auf Spiekeroog gelungen ist.

---

So viel für heute - die Unterfamilie der Enten (Anatinae) kommt beim nächsten Mal.

Dienstag, 3. Juni 2014

Wirbellose Yucatans

Okay, dann wollen wir die Tierwelt Yucatans, die wir so beobachten konnten, mal komplettieren und stellen noch all die Wirbellosen vor, die uns so begegnet sind. Da es hier oft keine eindeutigen deutschen Namen gibt, gebe ich hier teilweise die übersetzten englischen Namen in Anführungszeichen an. Und los geht's!

Insekten (Insecta)

Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)

Syntomeida epilais
Fangen wir mit den vielleicht beliebtesten Wirbellosen an: Den Schmetterlingen. Im Palladium-Hotel ist uns die auffällige Raupe von Syntomeida epilais, einem Bärenspinner (Familie Arctiidae) begegnet. Der ausgewachsene Schmetterling ist schwarzblau mit weißen Flecken und länglichen Flügeln - die Raupe sieht beinahe noch auffälliger aus.




Ascalapha odorata
Der vielleicht beeidruckendste Schmetterling, den wir beobachtet haben, war eine "Schwarze Hexenmotte" (Ascalapha odorata, Familie Noctuidae - Eulenfalter), die wir in den Ruinen von Chicanna gesehen haben. Mit einer Flügelspannweite von etwa 15 Zentimetern und einer Musterung wie dunkler Spitze ein echter Blickfang!

Adelpha paraena massilia
Kleiner, aber bunter war dagegen Adelpha paraena massilia (Familie Nymphalidae - Edelfalter), den wir auch in unserer Hotelanlage angetroffen haben.




Ascia monuste
In Coba sind uns mehrere "Große südliche Weißlinge" (Ascia monuste, Familie Pieridae - Weißlinge) begegnet, die am Seeufer getrunken haben.








Zünsler in Palenque
Zünsler Palladium Hotel
Nicht bis zur Art bestimmen konnte ich die beiden Zünsler (Pyralidae), die wir am Rand des Regenwalds in Palenque und in unserem Hotel an der Riviera Maya getroffen haben - hübsch sind sie trotzdem!




Eumorpha vitis vitis
Last but not least waren da noch der auffällig elegante "Rebenschwärmer" (Eumorpha vitis vitis, Familie Sphingidae - Schwärmer). Der Name spielt darauf an, dass die Raupen an Weinarten (Vitis) fressen. Getroffen haben wir ihn auf der Damentoilette von Palenque.







Andere Insekten

Schrecke in Chicanna
Schrecke im Inland von Campeche
Käfer
Natürlich gibt es in Yucatan noch viele andere Insekten außer Schmetterlingen. Zum Beispiel gibt es da Kürzfühlerschrek- ken (Ordnung Caelifera), von denen wir eine beeindruckend große, kräftige, schwarze in Chicanna getroffen haben und eine kleine, gut getarnte im Inland von Campeche. Ganz in der Nähe von der zweiten saß auch ein winzig kleiner Käfer (Ordnung Coleoptera) - ach ja, ich vermisse meine alte Kamera mit dem guten Makro ein bisschen... Aber die neue, die ich inzwischen habe ist auch ziemlich gut!
Schrecke in Palenque
Schrecke beim Hotel
Langfühlerschrecken (Ordnung Ensifera) haben wir zwei nachtaktive getroffen, eine kleine am Rand des Regenwalds in Palenque und eine große, die am Rand einer der Lampen unserer Hotelanlage an der Riviera Maya saß.








Goldene Ernteameise
Ernteameise (?) in Misol Ha
Und natürlich gibt es eine ganze Menge Ameisen (Ordnung Hymenoptera - Hautflügler, Familie Formicidae), von denen ich aber leider auch die meisten nicht bestimmen konnte - mit Ausnahme der Goldenen Ernteameisen (Camponotus sericeiventris), die ihren Namen ziemlich offensichtlich zu Recht trägt!
Ameise in Palenque
Ameisenmüllhalde in Coba






Spinnentiere (Arachnida)

Spinnen (Araneae) haben wir ein paar in Palenque getroffen, eine mit Beinen etwa handgoße und eine deutlich kleinere Jagdspinne (Überfamilie Lycosoidea) sowie eine kleine Zitterspinne (Familie Pholcidae).

In Becan haben wir außerdem Tarantellöcher gesehen - wahrscheinlich von der Schwarzroten Vogelspinne (Brachypelma vagans, Familie Theraphosidae - Vogelspinnen), die unser Reiseleiter mit einem Grashalm ein Stückchen weit hervorlocken konnte.



Krebstiere (Crustacea)

Westatlantische Reitkrabbe
Die vielleicht interessanteste Begegnung mit  Wirbellosen Tieren hatten wir am Strand der Riviera Maya, als wir abends etwas helles über den Strand huschen sahen - fast nicht vom Sand zu unterscheiden, aber sobald man einmal den Blick dafür hatte, war der Strand plötlich übersät von winzigen Fussspuren und kleinen geisterhaften Krabben mit schwarzen Stielaugen, die schnell zu ihren Löchern huschten. Die Westatlantische Reitkrabbe (Ocypode quadrata, Familie Ocypodidae) hat im Englischen daher auch den treffenden Namen "Atlantic Ghost Crab".


Weichtiere (Mollusca)

Süßwasserschnecken  (Klasse Gastro- poda) haben wir in einem Bach bei Palenque gesehen, wo die alten Häuser durch Kalkablagerungen eingebettet worden waren, sowie im See von Coba.






Häuser von Landschnecken und einer großen Meeresschnecke haben wir am Karibikstrand der Riviera Maya gefunden und eine Reihe von Muschelschalen (Klasse Bivalvia), sowie eine weitere Meeresschnecke haben wir am Strand des Golf von Mexiko in Celestun gefunden.








Nesseltiere (Cnidaria)

Last but not least haben wir am Karibikstrand auch eine Reihe von Korallenskeletten, sowie eine angeschwemmte Koralle gefunden - vor der Küste liegt mit dem  Belize Barrier Reef nämlich das größte Korallenriff der Nordhalbkugel!




So, das war die Tierwelt Yucatans! Dann auf zum nächsten Thema, vielleicht nehme ich dann mal die Rundreise in Angriff...