Sonntag, 27. Juli 2014

Top Ten: Begründungen von Studenten, warum sie mehr Punkte verdient hätten (und auf die die Antwort "Nö" ist)

Okay, zur Abwechslung mal wieder etwas lustiges aus dem Arbeitsalltag: Die Top Ten der Begründungen von Studenten, warum sie mehr Punkte verdient hätten - und auf die die Antwort schlicht und einfach "Nö" ist...

Nummer 10

"Ich brauche nur einen halben Punkt für die bessere Note - können Sie nicht nochmal schauen, ob Sie da irgendwas finden?"

Nummer 9

"Da steht doch X! Hab' ich doch geschrieben!" - "Ja, aber richtig ist Y." - "Ich mein ja auch Y, das ist halt schwer zu lesen!"

Nummer 8

"Okay, die Antwort ist falsch, aber ich hab' ja immerhin was hingeschrieben - gibt es dafür gar keine Punkte?"

Nummer 7

"Das stand aber nur irgendwo im Skript, in der Vorbesprechung hat Professor X das nicht nochmal erwähnt." - "Die Vor- und Nachbesprechung hab' ich doch bei Ihrer Gruppe gehalten und da war das beidesmal drin. Ich hab' ja auch die Folien hochgeladen, da kann ich es Ihnen zeigen." - "Okay, dann hab' ich noch eine Frage zu Frage 4..."

Nummer 6

"Woher soll ich denn das wissen?" - "Das war in der Vorlesung X dran, die Voraussetzung für das Praktikum war." - "Okay, aber das ist unfair, das ist ja fast ein dreiviertel Jahr her!"

Nummer 5

"Bei Frage Y hab' ich nicht alle Punkte, aber ich hab' da wortwörtlich das gleiche stehen wie mein Banknachbar!"

Nummer 4

"Aber Sie können von mir ja nicht mehr erwarten als von einem Drittsemester, nur weil ich im fünften Semester bin!"

Nummer 3

"Die Frage war aber auch schwer zu verstehen, da waren so viele Fachbegriffe drin..."

Nummer 2

"Genau das hab' ich ja gemeint - ich hab' es nur nicht hingeschrieben!"

Nummer 1

"Das was ich hingeschrieben habe ist doch genau das Gegenteil von dem, was gefragt war - gibt das nicht wenigstens Teilpunkte?"

Samstag, 5. Juli 2014

Avifauna Germanica I: Gänsevögel (Anseriformes) I

Okay, dann fangen wir mal mit unserer europäischen Vogelwelt an - wie in Mexiko präsentiere ich das, was ich bisher gesehen habe mit eigenen Bildern. Allerdings gibt es immer nur eine Ordnung, Familie oder Unterfamilie, dafür mit etwas mehr Information. Alle heute in Europa vorkommenden Vögel sind Neukiefervögel (Neognathae), auch wenn es in Norddeutschland inzwischen auch frei brütende Nandus gibt. Die basale Gruppe der Neukiefervögel sind die Galloanserae, also Hühner- und Gänsevögel und das ist mit Haus-, Zier- und Jagdvögeln eine für die Menschen bedeutsame Gruppe, schauen wir uns heute also Gänse und Schwäne an:

Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)

Familie: Entenvögel (Anatidae)

Alle europäischen Gänsevögel gehören der Familie der Entenvögel an. Alle Anseriformes sind mehr oder weniger stark an ein Leben an oder auf Gewässern angepasst. Sie sind - auf Grund ihrer Körperform und der Schwimmhäute an den Füssen - gut Schwimmer und teilweise auch Taucher. Eine Besonderheit der Anseriformes ist, dass ihre Männchen, im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln, einen Penis besitzen - und nicht irgendeinen. Wir reden hier bei manchen Entenarten von einem sich explosionsartig ausfahrenden, korkenzieherartigen, mit Stacheln besetzten Organ, das bei der Argentinischen Ruderente (Oxyura vittata) mit über 40 cm Länge nicht nur an absoluter Länge alle anderen Vögel - inklusive des Strauß - übertrifft, sondern bei 30 bis 40 cm Körperlänge an relativer Größe jedes andere Wirbeltier. Wer "True Facts About the Duck" nicht kennt, sollte diese Bildungslücke unbedingt aus der Welt räumen!
Innerhalb der Entenvögel werden mehrere Unterfamilien unterschieden, drei davon kommen auch bei uns vor:

Unterfamilie: Gänse (Anserinae)

Gänse und Schwäne sind die größten Entenvögel und bei uns finden sich sowohl Echte Gänse (Anserini), als auch Schwäne (Cygnini):

Echte Gänse (Anserini)

Graugans
Graugans (Anser anser)

Die aus "Nils Holgersson" bekannte Graugans ist die Stammform unserer Haugans und damit eine der wenigen Vogelarten, die erfolgreich domestiziert wurde. Graugänse sind relativ hell und groß, mit orangem Schnabel und bei uns eine einheimische Vogelart. Sie sind vor allem an großen, relativ ruhigen Gewässern anzutreffen - Im Raum Heidelberg trifft man sie nur gelegentlich, vor allem am Neckar bei Ladenburg, in größeren Naturschutzgebieten wie am Kühkopf oder in der Wagbachniederung, sind sie dagegen in großer Zahl anzutreffen.



Kurzschnabelgans
Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus
Eine Gänseart, die eigentlich weiter im Norden vorkommt und sich von der sehr ähnlichen Saatgans (Anser fabalis) vor allem durch den kürzeren, rosa Schnabel unterscheidet. Im Vergleich zur Graugans wirken beide Arten vor allem durch den braunen Kopf deutlich dunkler. In Heidelberg halten sich zur Zeit zwei bis vier Tiere auf, bei denen es sich um Ausnahmegäste oder Gefangenschaftsflüchtlinge halten könnte. Da die Tiere recht zutraulich auf der Neckarwiese sind, würde ich auf zweitere tippen.

Schwanengänse
Schwanengans (Anser cygnoides) Die Schwanengans ist eine asiatische Gänseart, die zur Höckergans domestiziert wurde. Sie kommt in Europa an wenigen Stellen als Neozoon vor, also als eine ursprünglich nicht einheimische Tierart, die sich aber inzwischen erfolgreich fortpflanzt. In Heidelberg lebt an der Neckarwiese eine Population, die von der Stadtverwaltung an einer ungehinderten Vermehrung und Ausbreitung gehindert wird, um das Risiko eine r Verdrängung einheimischer Arten und einer Hybridiserung mit einheimischen Graugänsen gering zu halten.


Saatgans (Anser fabalis)
Saatgans (Anser fabalis)
Die Saatgans ist von der Graugans leicht durch ihren dunkelbraunen Kopf und Hals zu unterscheiden. Sie ist bei uns ein Wintergast, der den Sommer in Nordeuropa verbringt.
Das Foto stammt vom Silbersee bei Roxheim


Kanadagans
Kanadagans (Branta canadensis)
Kandagansküken
Eine Art, die sich als Neozoon über größere Teile Europas ausgebreitet hat, ist die schwarzhalsige Kanadagans. Da sie etwas andere ökologische Ansprüche haben als unsere Graugänse und auch nicht so leicht mit ihnen hybridisieren, sind sie meist eher unproblematische Neubürger. Die im allgemeinen eher scheuen und friedfertigen Tiere hüten ihre Jungen mit großem Nachdruck und können auch einmal Spaziergänger vom Gehweg vertreiben, wenn ihre Kleinen sich dort gerade tummeln möchten. Anzutreffen sind sie im Raum Heidelberg an größeren Gewässern, besonders in Parks und ähnlicher Umgebung, zum Beispiel an der Neckarwiese und im Schwetzinger Schlosspark.

Kanadaganshybride (Branta canadensis x Anser anser?)
Bei den Enten und Gänsen kommen Hybride zwischen verschiedenen Arten relativ häufig vor. Das Individuum im Bild ist ein Mischling aus Kanadagans und wahrscheinlich Graugans. Kandagans-Grauganshybride treten regelmäßig auf, sind selbst allerdings unfruchtbar. Insofern bedrohen solche Hybridisierung zwar nicht genetisch gesehen die Graugans, allerdings nehmen sie natürlich zumindest einem Paar damit den langfristigen Familienerfolg.
Die Gans stammt von der Reißinsel in Mannheim, wo sie mit Stockenten und Kanadagänsen unterwegs war.

Schwäne (Cygnini)  

Trauerschwan
Trauerschwan (Cygnus atratus)
Der australische Trauerschwan kommt in Europa nur gelegentlich als Gefangeschaftsflüchtling vor, kann hier aber auch erfolgreich brüten. In heidelberg lebt ein Tier am unteren Neckar und hält sich außerhalb der Brutzeit meist in Gesellschaft mit einem Paar Höckerschwänen auf, außerhalb der Brutzeit ist er meist alleine.





Höckerschwan
Höckerschwan (Cygnus olor)
Der Höckerschwan ist einer der größten einheimischen und einer der schwersten flugfähigen Vögel. Auch er ist in Mitteleuropa vom Menschen eingeführt worden. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Gänsearten, die viel nahrung an Land aufnehmen, sieht man Höckerschwäne häufig gründeln - also "Köpfchen unter Wasser, Schwänzchen in die Höh'" machen. Mit dem langen Hals kommen sie dabei an Wasserpflanzen, die gründelnde Enten nur in ihren Träumen erreichen können. Und wer sich fragt, warum sich Zeus in der griechischen Legende beim Besuch Ledas in einen Schwan und nicht in einen Adler verwandelt hat, der hat wohl weiter oben nicht aufgepasst...
Anzutreffen sind sie an den meisten größeren Gewässern.

Nilgans

Unterfamilie Halbgänse (Tadorninae)

Nilgans (Alopochen aegyptiacus)
Nilgänse sind als Halbgänse kleiner als echte Gänse, leben aber ähnlich wie diese am Wasser und suchen an Land nach Nahrung. Sie stammen ursprünglich aus Nordafrika und stellen in Deutschland daher Neozoen dar. Da sie sehr früh brüten, große Gelege haben und ihre Jungen gut behüten, vermehren sie sich gut und breiten sich zur Zeit erfolgreich aus. Als Konkurrenten für andere Wasservögel, deren Gelege sie teilweise zerstören, sind sie als Neozoen nicht unproblematisch.
In Heidelberg sind Nilgänse am Neckar fast immer anzutreffen, und auch in der Umgebung werden sie an Wasserflächen immer häufiger.

Brandgänse

Brandgans (Tadorna tadorna)
Die hübsche, dreifarbige Brandgans ist eine küstenbewohnende Halbgans, die bei uns nur während des Zugs auch im Binnenland auftaucht. Wie bei den echten Gänsen, aber im Unterschied zu den Enten sind die beiden Geschlechter äußerlich sehr ähnlich. Das Foto ist das beste, was mir von Brandgänsen auf Spiekeroog gelungen ist.

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So viel für heute - die Unterfamilie der Enten (Anatinae) kommt beim nächsten Mal.