Montag, 24. Dezember 2018

Avifauna Europaea: Update 2018 - Nicht-Sperlingsvögel

Okay, es ist dringend an der Zeit, die Vögel mal wieder zu aktualisieren. Den Urlaub auf Kreta lasse ich erstmal aus und wir machen nur die Vögel, die mir seit letztem Mal in Deutschland neu begenet sind und die ich Euch noch nicht vorgestellt habe - oh, und die Sperlingsvögel kommen auch später... Also, ohne viel Drumherum, los geht's!

 

Ordnung Gänsevögel (Anseriformes), Familie Entenvögel (Anatidae)

Blässgans (Anser albifrons albifrons)
Blässgans (Anser albifrons albifrons)
Die relativ kleine Blässgans mit der weißen Blässe über dem Schnabel ist ein arktischer Brutvogel und bei uns ein Wintergast. Neben der Blässe ist ein gestreifter Bauch typisch, den man beim Schwimmen aber natürlich nicht sieht. Die Blässgänse auf dem Bild waren zusammen mit einem großen Schwarm Saatgänsen in den Mechtersheimer Tongruben bei Speyer, einem beliebten Winterrastplatz für verschiedene Gänse.

Rostgans (Tadorna ferruginea)
Rostgans (Tadorna ferruginea)
Die Rostgans ist eine Halbgans die in den asiatischen Steppen vorkommt und bei uns gelegentlich als Irrgast, meist aber als Gefangenschaftsflüchtlinge vorkommen und in manchen Gegenden auch brüten. Sie sind etwas kleiner als die Nilgans und rostbraun mit hellerem Kopf. Die Männchen haben einen schmalen schwarzen Halsring. In klassichen indischen Texten steht die Rostgans für Liebe und Treue und tatsächlich bleiben die Paare oft lange Zeit treu zusammen. Die Rostgans im Bild ist ein Tier aus einem Paar das ich in der Wagbachniederung getroffen habe.

Ordnung Ruderfüßer (Pelecaniformes), Familie Reiher (Ardeidae)

Kuhreiher (Bibulcus ibis)
Westlicher Kuhreiher (Bubulcus ibis)
Den westlichen Kuhreiher habe ich Euch schonmal aus Mexiko vorgestellt - da allerdings noch ohne Bild, seinen östlichen Verwandten in Sri Lanka. Heute also endlich mit Bild und von hier - wenn auch bei uns nur als recht seltener Irrgast, der eigentlich in Afrika und Teilen Südeuropas vorkommt. Das Paar im Bild war bei Waghäusel auf den Wiesen bei der Nahrungssuche unterwegs.


Kranich (Grus grus)
Ordnung Kranichartige (Gruiformes), Familie Kraniche (Gruidae)
Kranich (Grus grus)
Kraniche gehören in vielen Gegenden zum Herbst und Frühjahr, wenn sie in riesigen trompetenden Schwärmern ziehen - nur immer nicht da, wo ich gerade bin! Nachdem ich dieses Jahr extra nach Mainz in die Zugschneise gefahren bin, wo am Tag vorher tausende gemeldet waren... sind an dem Tag keine durchgezogen! Nachdem ich die Kraniche für dieses Jahr schon aufgegeben hatte, flog mir dann doch noch dieser Trupp vor die Kamera, so niedrig, dass sie sogar ein richtig gutes Bild abgaben - angelockt von Kranichrufen aus dem Vogelpark Roxheim. Gut Kraniche, wir sind versöhnt - und nächstes Jahr  dann mal die Massen, okay?

Rothalstaucher (Podiceps grisegena)

 

Odnung & Familie Lappentaucher (Podicipediformes, Podicipedidae)

Rothalstaucher (Podiceps grisegena grisegena)
Und mit diesem hübschen Gast auf dem Silbersee habe ich dann auch die europäischen Lappentaucher vollständig! Er ist ein Nordost-Europäer, der bei uns nur gelegentlich als Wintergast vorbeikommt und etwas kleiner als der Haubentaucher ist. Im prachtkleid wäre der Hals kräftig rotbraun. Wie bei manchen anderen Lappentauchern auch, sitzen die Jungvögel nach dem Schlüpfen auf dem Rücken der Eltern und halten sich da etwa zwei Wochen auf - das fehlt mir definitiv noch auf meiner Beobachtungsliste!

 

Ordnung Regenpfeiferartige (Charadriiformes), Familie Möwen (Laridae)

Schwarzkopfmöwe (Ichthyaetus melanocephalus)
Schwarzkopfmöwe (Ichthyaetus melanocephalus)
Diese relativ kleine Möwe ähnelt auf den ersten Blick der Lachmöwe, allerdings ist der Kopf wirklich schwarz und nicht schokoladenbraun und die Flügelspitzen sind nicht schwarz. Sie ist vor allem ein Südeuropäischer Küstenvogel, kommt aber gelegentlich auch im Inland vor, wie das Paar, das dieses Jahr in der Wagbachniederung gebrütet hat.

Ordnung Seglerartige (Apodiformes), Familie Segler (Apodidae)

Alpensegler (Tachymarptis melba melba)
Dieser große Segler mit dem hellen Bauch kommt inzwischen immer weiter nördlich der Alpen vor und in Freiburg und Stuttgart gibt es inzwischen Kolonien, ebenso in Bühl. Außer der Größe und dem Bauch lassen sie sich vom Mauersegler vor allem dadurch unterscheiden, dass sie nicht wie dieser schrill schreien, sondern einen trillernden Ruf haben.
 

Ordnung Greifvögel (Accipitriformes), Familie Habichtartige (Accipitridae)

Steinadler (Aquila chrysaetos)
Steinadler (Aquila chrysaetos chrysaetos)
Eines der ganz großen Highlights dieses Jahr, war der Steinadler im Allgäu. Vom ebenfalls oft dunkel braunen Mäusebussard ist er im Flug durch die Größe, die breiteren Flügel, die sechs "Fingerfedern" und die einheitlicher braune Farbe mit goldbraunem Kopf unterscheidbar. Außerdem haben sie viel kräftigere Klausen, denn Steinadler jagen größere Beute, die sie mit dem Griff töten, mit dem sie Schädel oder Rückgrate brechen können. Im Allgäu jagen sie Murmeltiere und Gemsen, in den asiatischen Steppen wurden sie aber auch zur Wolfsjagd abgerichtet und gelegentlich schlagen sie sogar Rentiere und in einem Paper sind erfolgreiche Angriffe auf Kälber dokumentiert - für einen 3 bis 6 kg schweren Vogel doch enorme Beutetiere, was ihn bei Bauern auch immer wieder unbeliebt gemacht hat und zu seiner flächendeckenden verfolgung führte. Heute sind unsere Mittelgebirge nicht mehr besiedelt, aber vielleicht gelingt mit dem richtigen Schutz wie beim Seeadler ja irgendwann die Rückkehr? 

Wespenbussard (Pernis apivorus)

Wespenbussard (Pernis apivorus
Auch den Wespenbussard habe im ich Allgäu aufgenommen. Zu erkennen ist er zumindest im adulten Kleid am grauen, schlanken Kopf und der gestreiften Flügelunterseite. Er ist ein ziehender Greifvogel und das hängt auch mit seiner Hauptbeute zusammen, die tatsächlich aus Wespennestern besteht, die er aufbricht. Ein steifes Kopfgefieder und enge Nasenlöcher schützen ihn dabei vor den wütenden Wespen. Obwohl er weltweit als nicht gefährdet gilt, ist er bei uns selten und eine der Bedrohungen ist leider der Abschuss auf den Zugrouten nach Afrika.

 

Ordnung Eulen (Strigiformes), Familie Echte Eulen (Strigidae)

Waldohreule (Asio otus otus)
Die relativ schlanke Waldohreule kommt bei Heidelberg vor und kann zur richtigen Jahreszeit abends mit einem dumpfen "huh" gehört werden, wenn sie sich abends zur Jagd bereit macht. Schlafplätze werden hier natürlich nicht genannt.

Waldkauz (Strix aluco)
Waldkauz (Strix aluco aluco)
Der Waldkauz ist die typische Eule, die wir uns vorstellen, sowohl vom Aussehen als auch mit seinem gruseligen "Huuuh-hu"-Ruf, den man im Sommer sogar in der Weststadt Heidelberg hört. Daneben gibt es ein charakteristisches kieksiges "Kwitt", da in der ansonsten ruhigen Nacht genauso schaurig klingt. Als Höhelbrüter braucht er alte Bäume und wie die meisten Eulen hält er sich tagsüber gut getarnt meist versteckt. Da Eulen tasgsüber relativ schlecht sehen, werden sie dann von anderen Vögeln häufig angegriffen und können sich dagegen kaum wehren - in der Dämmerung sind sie dagegen dann geradezu perfekte, lautlose Jäger - bis das letzte Licht weg ist und die Fledermäuse übernehmen...

Ordnung Falkenartige (Falconiformes), Familie (Falken)

Sakerfalke (Falco cherrug chgerrug)
Der große Sakerfalke ist ein Bewohner der südosteuropäischen und asiatischen Steppen. Dieses Jahr hatten wir einen jungen Falken, der regelmäßig bei Ilvesheim auf einem Strommast übernachtet hat. Als großer kräftiger Falke ist er bei Falknern beliebt und das führte leider zu einem massiven Handel mit Jungtieren, so dass die Art heute als stark bedroht gilt. In Südosteuropa gibt es allerdings inzwischen wieder wachsende Bestände, da hier die Brutplätze bewacht werden.


Ordnung Spechtvögel (Piciformes), Familie Spechte (Picidae)

Mittelspecht (Dendrocopos medius medius)
Dieser Specht ist etwas kleiner als der Buntspecht, wirkt aber zierlicher und mit dem schmaleren Schnabel niedlicher. Die Geschlechter sehen bei ihm fast gleich aus und haben beide eine rote Stirn. Er kommt in alten Wäldern mit viel Totholz vor, verhält sich da allerdings so unauffällig, dass man ihn häufig nicht zu Gesicht bekommt oder nicht einmal hört, dabei hat er eine recht vielseitige Stimme. Am Silbersee bei Roxheim ist er mir inzwischen mehrmals begegnet und eben auch einmal schön vor die Kamera geflogen.


Kleinspecht (Dendrocopos minor hortorum)
Bei diesem kleinen Specht, der kaum größer als eine Meise wirkt, haben nur die Männchen eine rote Stirn. Auch er liebt alte Wälder und besonders Auwälder. Im Winter ist er dabei sogar klein und geschickt genug, um Schilfhalme aufzumeisseln um an darin überwinternde Insekten zu kommen. Begegnet ist er mir in Waghäusel und bei Mainz in einer Schrebergartenanlage.

Wendehals (Jynx torquilla torquilla)
Unseren vielleicht ungewöhnlichster Specht habe ich zwar auf der Viernheimer Heide und der Sandhäuser Düne schon gehört, den gut getarnten Vogel aber noch nicht vor die Kamera bekommen. Und im Gegensatz zu Klein- und Mittelspecht zieht der Wendehals im Herbst, wenn weniger Laub im Weg ist auch weg... Naja, vielleicht nächsten Sommer!

 

Ordnung Rackenvögel (Coraciformes), Familie Bienenfresser (Meropidae)

Bienenfresser (Merops apiaster)
Zum Abschluss für heute habe ich noch einen besonders bunten Vogel. Der Bienenfresser ist eine wärmeliebende Art, die zur Zeit bei uns auf dem Vormarsch ist und in vielen Steinbrüchen brütet, die Steilwände bieten, in denen er seine Bruthöhle graben kann. Tatsächlich sind Bienen und Wespen neben anderen wehrhaften Insekten seine Beute. Sie werden im Flug gefangen und dann an einem Ast totgeschlagen und die Giftdrüsen ausgedrückt, um eine schmackhafte und ungefährliche Mahlzeit zu ergeben.

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So, und das war es für heute - nächstes Mal dann die Sperlingsvögel!

Sonntag, 9. Dezember 2018

Unser fantastischer, viel zu wenig beachteter Tentakel

Okay, was für ein Körperteil packt man in billiger Science-Fiction an einen Außerirdischen, wenn man ihn so richtig exotisch wirken lassen will? Richtig, einen oder mehrere Tanetakel! Lange, fleischige bewegliche Dinger ohne Knochen, die greifen und Tasten können und uns als Menschen so ganz ungewohnt erscheinen. Tentakel, da fallen uns Kraken, Quallen und bei zoologischer Vorbildung vielleicht noch die Mundtentakel von Schnecken ein, aber - wenn wir wirklich bei der Definition "länglicher, beweglicher Körperteil ohne Skelett" bleiben - dann gibt es viel mehr Tentakel und das sogar bei Wirbeltieren. Da wären zum einen die Tentakel an den Köpfen mancher Fische und bei Sägetieren finden wir am Elefanten nicht nur einen Rüssel, sondern auch noch einen erstaunlich beweglichen Penis. Damit können wir als Menschen natürlich nicht mithalten. Unsere Nase ist so richtig unbeweglich und unser männliches Geschlechtsorgan können wir zwar mit Blut aufpumpen und mit der Beckenmuskulatur ein wenig wippen lassen, aber damit hat's sich auch schon. Also keine Chance an der Tentakelfront? Weit gefehlt, denn wir haben da noch was zu bieten - ein fleischiges, hoch bewegliches, enorm sensitives Körperteil, dem wir viel zu wenig Aufmerksamkeit dafür geben, wie faszinierend es eigentlich ist. Also: Mund auf und hallo Zunge!
Wenn man Menschen nach der Zunge fragt, dann fällt den meisten erstmal ein, dass man sie herausstrecken kann und damit lecken, was beides in unserer Kultur eher negativ belegt ist oder sogar als eklig gilt.  Dann fällt manchen noch ein, dass man mit der Zunge schmecken kann und vielleicht, dass sie zum Sprechen wichtig ist, aber damit hat es sich meist - insgesamt also eher ein ganz nützliches, aber langweiliges Organ über das man lieber gar nicht viel redet? Okay, schauen wir mal ein klein bischen genauer hin und fangen mal damit an, was dieses Ding eigentlich so kann. Und dazu hätte ich erstmal eine kleine Übung: Probiert doch mal aus, wo im Mund ihr mit der Zungenspitze überall hinkommt...
Erstaunlich, oder? Ich kann mit meiner Zungenspitze alle Zähne bis zu den hintersten Backenzähnen auf den Kauflächen, sowie innen und außen abfahren und bis auf ganz hinten im Gaumen und unter der Zunge sind es fast überall die Wangen, die meine Zunge aufhalten, nicht ihre Beweglichkeit. Und das Tempo mit dem sie sich bewegen kann, kann sich problemlos mit Zehn-Fingertippen vergleichen! Außerdem kann sie natürlich ein ganzes Stück aus dem Mund herauskommen und hier den kompletten Lippenbereich berühren. Und sie kann sich verformen - bei mir als Zungenrollen bis zu einer kompletten Röhre zusammenrollen, aber eine Rinne formen kann sie bei jedem, vorne oder hinten oder mit ganzer Länge gegen den Gaumen reiben? Kein Problem! Sich im Mund um 90° drehen, so dass die Oberseite der Spitze zur Wange zeigt? Klappt auch! Und mit Beweglichkeit ist das Ding noch lange nicht am Ende seiner Fertigkeiten angekommen! Die Znge ist geradezu unglaublich tastempfindlich! Habt Ihr jemals nach dem Essen etwas zwischen den Zähnen gespürt und festgestellt, wie schwer es ist, das mit den Fingern wiederzufinden? Oder gemerkt, dass die Zähne sich rau anfühlen und mal mit dem Finger darüber gefahren, um nichts zu merken? Fingerspitzengefühl ist nichts gegen das was unser Mundtentakel kann! Und um einiges kräftiger als wir ihm zutrauen ist das Ding auch - versucht mal, welches Backwerk sich zwischen Zunge und Gaumen zerdrücken lässt - die Grenze liegt meist beim Schmerzempfinden das entsteht, nicht bei mangelnder Kraft. Und wer sich einmal ansieht, wie die Muskulatur aussieht, die unsere Zunge bewegt, wundert sich nicht mehr, was sie alles kann.
Und es lohnt sich, dem Ding mal bei der Arbeit zuzuschauen! Okay, es lohnt sich, bewusst darauf zu achten, was die Zunge so tut, denn sie tut das ja meist im Verborgenen, aber wenn man beim Essen darauf achtet, ist es doch ganz erstaunlich. Die Zunge greift zusammen mit den Lippen nach der Nahrung - oft erst, wenn die Nahrung im Mund ist, wo die Zunge von unten dagegen drückt, sich leicht heranrollt und den Hppen tiefer in den Mund zieht. Aber wenn wir etwas präzieser greifen wollen, wagt sie sich weiter hervor und nutzt ihre Beweglichkeit und die Haftung durch den Speichel zu ganz erstaunlichen Leistungen! Nicht nur können wir präziese kleinste Nahrungstropfen auflecken, auch kann die Zunge mit etwas Hilfe der Lippen einzelne Salatblätter oder Gurkenscheibchen aus einem Burger picken oder Spaghetti greifen - alles so schnell und geschickt, dass uns meist gar nicht auffällt, dass sie daran überhaupt beteiligt war. Ist das Essen im Mund, rollt sie sich darum, presst es zusammen, zerbricht Kekse mit Hilfe des Gaumens, portiniert die Masse und verteilt sie dann in die Wangen, wo die Zähne alles weiter zerkleinern. Bei jedem Kauen bewegt sie sich mit, portioniert, verteilt unzerkautes zwischen die Zähne und Brei in die Mitte des Munds und sortiert dabei oft genug noch Orangenkerne aus - alles während die Kiefer mit Kraft mahlen. Und fast immer ohne Unfälle! Und das ist nur die Alltagsarbeit - mit ein wenig Übung kann sie eine Olive so zwischen den Schneidezähnen drehen, dass das Fruchtfleich besser vom Kern getrennt wird als es möglich wäre, wenn wir die Frucht mit den Fingern halten und abnagen! Nach dem Kauen fährt sie die Kauflächen und die Innenseite der Wangen ab, reinigt den Mundraum und hilft beim Schlucken. Und all das tut sie auch zwischen den Mahlzeiten immer wieder, so ständig aktiv, dass es nur auffällt, wenn wir bewusstlos werden und eine erschlaffte Zunge die Atemwege versperren kann!
Unsere Zunge ist also ein ganz faszinierendes Mundwerkzeug, das uns hilft Nahrung aufzunehmen, zu zerkleinern, zu Schlucken und danach noch den mund reinigt. Und die grandiose Beweglichkeit, die sie hierfür braucht, macht sie erst zu dem Werkzeug, dass noch in anderen Bereichen brilliert. Da sie den Mundraum im Inneren beherrscht, kann sie den Schallraum beim Sprechen blitzschnell in so vielfältiger Weise verändern, dass sie all die unzähligen Nuancen beisteuert, die Sprache und Gesang erst so komplex machen. Und ein so tastfreudiges, kräftiges und geschicktes Organ kann natürlich auch sozial eine große Rolle spielen. Wir können einen Partner damit zärtlich berühren - im Mundraum heisst das Küssen, wenn wir erogene Zonen oder Genitalien berühren benutzen wir leider meist wenig positiv besetzte Begriffe wie Lecken oder Blasen und verachten dabei das enorme Geschick, das eine Zunge einbringen kann, von kitzelnd über reibend und massierend  - das einzige das die Tentakel aus manchen Sexphantasien der Zunge voraus haben ist die mögliche Eindringtiefe und selbst die meisten Männer sollten inzwischen wissen, dass es darauf nicht unbedingt ankommt...
Natürlich gibt es im Tierreich auch Zungen, die auf den ersten Blick noch spektakulärer wirken - etwa die Katapultzungen von Fröschen und Chamäleons, die auf Distant Beute fangen können, die lange Harpune mit der Spechte Maden aufspießen, die gefiederten Zungen Nektarleckender Tiere oder die raue Katzenzunge, die ebenso geschickt Wasser aufleckt wie sie Knochen und Fell säubert, ohne dass etwas an ihr hängen bleibt und die dabei noch äußerst effektiv Speichel verteilt. Aber gerade die Vielfalt von dem, was unsere Zunge kann, macht sie zu dem faszinierenden Organ, das sie ist. Also: Macht Euch mal den Spass, aufmerksam darauf zu achten, was Eure Zunge so macht und staunt über den stillen Jongleur in Eurem Mund!