Dienstag, 13. September 2016

Der betrunkene Klempner...

Manche religiös motivierte Menschen glauben ja, dass Lebewesen so perfekt konstruiert sind, dass sie sich nur durch einen intelligenten Designer erklären ließen. Die Evolutionstheorie besagt dagegen, dass sich alle Lebewesen von Vorfahren ableiten und dass ihre Strukturen daher abgewandelte ältere Strukturen sind. Wenn zweiteres stimmt, sollten sich also eine ganze Reihe von suboptimalen Basteleien in Lebewesen finden, die eher nach dem stümperhaften Arbeiten eines betrunkenen Klempners aussehen, der Freitag abend schnell nach Hause wollte, als nach wirklich intelligentem Design. Schauen wir doch einfach mal zehn an, die mir so auf die Schnelle einfallen:

1) Das Wirbeltierauge: Bei diesem Lieblingsbeispiel der Intelligent Design-Anhänger liegen die lichtempfindlichen Zellen der Retina hinter den Nerven, die ihre Signale ins Gehirn leiten. Und die Nerven sammeln sich an einer Stelle, von wo aus der Nerv durch die Retina läuft, so dass ein blinder Fleck entsteht. Außerdem kann sich die so konstruierte Netzhaut ablösen, was bei etwa einem von 300 Menschen im Laufe des Lebens passiert... Im Gegensatz zur "Krone der Schöpfung" haben übrigens Tintenfische Augen bei denen die Nerven hinter den Sinneszellen liegen. Das geht also...
2) Und wenn wir schon beim Auge sind: Viele blinde Höhlenfische haben Augen, die klein bleiben und unter der Haut liegen...
3) Der weibliche Genitaltrakt bei Säugetieren: Klar ist es eine prima Idee, die Eierstöcke einfach in den Bauch zu legen, sie die Eizellen da reinzuwerfen und sie dann durch einen Trichter ihren Weg in den Eileiter finden zu lassen. Das Problem, dass sie mal woanders landen können und dann zu einer Bauchhöhlenschwangerschaft führen und die Tatsache, dass durch die Konstruktion der weibliche Bauchraum nach außen offen ist und alles, was in die Vagina kommt auch in den Bauch kommen kann und dort vom Immunsystem abgewehrt werden muss, nimmt man doch gerne in Kauf.
4) Hühner haben Gene zum Anlegen von Zähnen. Mutanten, in denen die Gene aktiv und Zähne angelegt werden, sterben als Embryos. 
5) Viele Pflanzen, die sich selbst bestäuben, haben trotzdem auffällige Blüten und produzieren teilweise sogar Nektar, der Insekten anlockt. Wer lockt bitte Insekten an seine Geschlechtsteile wenn es nicht nötig ist???
6) Es gibt Eidechsen, die keine Männchen brauchen, um sich fortzupflanzen. Aber sie brauchen noch eine Paarung, um den Eisprung auszulösen. Die Lösung? Paarung mit anderen Arten oder lesbischer Eidechsensex.
7) Vögel können fliegen, das ist beeindruckend. Und sie laufen auf zwei Beinen. Das heisst, sie Starten mit den Beinen und fliegen mit den Armen, dadurch schleppen sie bei jeder der beiden Phasen die Muskulatur für die andere als Ballast mit. Fledermäuse sind dagegen Vierfüsser und heben mit der gleichen Muskulatur ab, mit der sie fliegen - dafür haben sie keine luftgefüllten Knochen und werden daher schnell zu schwer zum Fliegen, wenn sie größer werden. Flugsaurier hatten übrigens beide Vorteile und die sind ausgestorben...
8) Der Kehlkopf wird von zwei Nerven versorgt - einem für den oberen und einen für den unteren Teil - Moment, das ist noch nicht der absurde Teil! Der obere Nerv läuft nämlich ziemlich direkt vom Hirn zum Kehlkopf, der andere nimmt aber einem Umweg bis runter zur Aorta und wieder hoch. Bei Giraffen sind das 5 Meter Umweg und bei den langhälsigsten Dinosauriern wären es um die 20 Meter gewesen... Dass dieser Nerv leichter als der andere bei Halsverletzungen oder -entzündungen geschädigt wird als der andere und damit eine Schwachstelle des Systems darstellt, die den Atemtrakt beeinträchtigen kann, versteht sich von selbst, oder?
9) Der Männlicher Genitaltrakt beim Menschen: Ihr dachtet oben, Frauen sind fehlkonstruiert? Die Hoden schmeissen ihre Produkte vielleicht nicht einfach in den Bauchraum, dafür liegen sie verwundbar draußen. Klar man könnte die Spermien auch wie Vögel einfach nachts produzieren, wenn der Körper kälter ist, aber wir können die Dinger auch raushängen. Am besten drücken wir dazu eine kleine Delle in die Bauchdecke, so dass bei einem Leistenbruch da ein Stück Darm reinrutschen kann und das deshalb für Männer viel gefährlicher ist als für Frauen. Okay, und dann lassen wir die Samenleiter nicht direkt zum Penis laufen sondern erstmal wieder nach Innen, einmal um die Harnleiter rum und fädeln das ganze dann durch die Prostata. Naja, ein paar Jahre wird das Flickwerk schon halten...
Und wer glaubt, absurder wird es nicht:
10) Bei Landschnecken geht der Darm durchs Herz bevor sie sich durch ihre Lunge auf den Kopf scheißen. Genug gesagt...