Donnerstag, 27. November 2014

Ein kleines bisschen Glück

Vorhin war ich auf dem Heimweg, müde und von der frühen Dunkelheit ein wenig melancholisch gestimmt. Aber als ich zum Hauptbahnhof kam, hörte ich eine Stimme - kräftiger und klarer als irgend ein Mensch je sein könnte. In einem Baum saß eine Amsel und sang.
Ich lief über die Strasse und den Parkplatz zu dem Baum. Das Lied der Amsel war unglaublich klar, mit vielen Variationen und bewundernswerter Ausdauer - so schön, dass es in der Seele wehtat. Es hiess "Ich bin hier, ich bin stark, ich lebe!" und im Frühjahr würde es Konkurenten und Weibchen gleichermaßen beeindrucken. Jetzt, an einem kalten und dunklen Novemberabend wirkte es wie eine trotzige Ansage an den kommenden Winter, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Nach ein paar Minuten war es vorbei. Nur ein Mensch war stehen geblieben, um zuzuhören. Es war noch immer dunkel und kalt, aber das hatte nicht mehr viel Platz in meinem Kopf.
Ein kleiner Moment des Glücks ist manchmal ein unerwaretets Geschenk, nur zugreifen müssen wir selbst...

Montag, 17. November 2014

Avifauna Germanica IV: Schreitvögel und Verwandte (Ciconiiformes s.l.)

Die Verwandtschaft der Vögel in den klassischen Ordnungen Schreitvögel (Ciconiiformes) und Ruderfüßer (Pelecaniformes) ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Nach neuerer Systematik werden sie in drei Ordnungen geteilt, wobei die Schreitvögel nur noch die Störche umfassen, während Reiher und Ibisse zusammen mit den Pelikanen in die Ruderfüßer (Pelecaniformes) gestellt werden, während viele der "klassischen" Ruderfüßer eine neue Ordnung ausmachen (Suliformes). Völlig unabhängig von ihrer genauen Verwandtschaft gehören zu diesen Gruppen eine ganze Reihe bekannter und charakteristischer Vögel. Also schauen wir mal, was ich dieses Jahr beobachten konnte (Und einen hübschen von 2009...):

Ordnung: Schreitvögel (Ciconiiformes)

Weißsstorch (Ciconia ciconia)

Familie: Störche (Ciconiidae)

Weißsstorch (Ciconia ciconia)
Einer der bekanntesten Vögel überhaupt ist ebenso auffällig als beeidnruckender Flieger wie wenn er über Felder und Wiesen oder flaches Wasser schreitet, um mit dem kräftigen Schnabel Nagetiere, Fische, Frösche oder andere kleine Tiere zu fangen. Während ihn der Name Weißsstorch vom scheueren und einzelgängerischeren Schwarzstorch (Ciconia nigra) abgrenzt, weist der Name "Klapperstorch" auf das charakteristische Schnabelklappern hin, das sie bei der Balz und bei der Begrüßung der Partner vorführen. Und dann kommen irgendwann auch Storchenkinder - die einzigen, die der Storch bringt ;)
Weißstörche lassen sich in Heidelberg und Umgebung häufig auf Feldern und Wiesen beobachten und brüten im Zoo und in Mannheim im Luisenpark.
Kormoran (Phalacrocorax carbo)

Ordnung: Suliformes

Familie: Kormorane (Phalacrocoracidae)

Kormoran (Phalacrocorax carbo)
Der Kormoran ist einer der bestangepassten Fischfänger unseres Binnenlandes. Sein kaum gefettetes Gefieder saugt sich mit Wasser voll und macht ihn zu einem hervorragendem Taucher, muss danach aber mit ausgebreiteten Flügeln getrocknet werden. Bei Anglern und Fischteichbesitzern ist der Kormoran als Konkurrent unbeliebt, eine Bedrohung stellen sie allerdings wahrscheinlich nur für sowieso geschwächte Bestände dar. In Südeuropa und Asien wurden Kormorane von Fischern auch für den Fischfang eingesetzt, teilweise, indem ein Halsring verhinderte, dass sie gefangene Fische schlucken können.
Kormorane lassen sich in Heidelberg häufig am Wehrsteg über den Neckar beobachten, aber auch an vielen anderen größeren Gewässern.

Ordnung: Ruderfüßer (Pelecaniformes)

Familie: Reiher (Ardeidae)

Silberreiher und Blässhühner
Silberreiher (Ardea alba)
Der Silberreiher ist die weltweit am weitesten verbreitete Reiherart und kommt auf allen Kontinenten außer der Antarktis vor. Er ist auch eine der Vogelarten, die uns sowohl in Mexico als auch in Deutschland begegnet ist. In Mitteleuropa kommen sie ganzjährig und in den letzten Jahren häufiger vor. Die reinweißen Vögel haben als erwachsene Tiere gelbe Schnäbel, die zur Brutzeit dunkel werden und dunkle Beine. Zu Brutzeit weisen sie außerdem lange Schmuckfedern auf, die den Körper überragen und bei einem reinweißen Vogel, der durch Wasser watet, natürlich nicht immer reinweiß bleiben... Ungefähr so groß wie ein Graureiher erscheinen sie auf Grund ihrer hellen Farbe oft größer und eleganter.
Graureiher (Ardea cinerea)
Beobachten lassen sich Silberreiher an größeren Gewässern, wobei sie im Gegensatz zum Graureiher seltener in Menschennähe anzutreffen sind. In Waghäusel bin ich ihnen regelmäßig begegnet und am Atrhein in Lampertheim konnten wir auch ein Tier beobachten.
Graureiher (Ardea cinerea)
Unser häufigster und bekanntester Reiher ist auch als Fischreiher bekannt, was ihn allerdings nicht besonders gut charakterisiert, da er wie die anderen Reiher auch, zwar Fische frisst, aber genauso Frösche, Mäuse und Ratten fängt, also eigentlich einen ganz ähnlichen Speiseplan hat wie der Weißstorch. Der Geselle auf dem Bild rechts genießt gerade die Sonne in typischer Haltung, sonst sieht man Graureiher allerdings meist bewegungslos am Gewässerrand lauernd, storchenähnlich über Felder stakend oder - wie andere Reiher auch - mit angezogenem Kopf zu fliegen.
Beobachten lassen sich Graureiher an fast allen Gewässern, auch in Menschennähe, wie in Parkanlagen.
Purpurreiher (Ardea purpurea)
Purpurreiher (Ardea purpurea)
Etwas kleiner als der Graureiher, kann der Purpurreiher abhängig von den Lichtverhältnissen mit diesem gelegentlich verwechselt werden. Er ist aber deutlich scheuer und seltener. Letzteres liegt zum Teil daran, dass er ein Zugvogel ist, dessen Bestände stark von den Wetterverhältnissen in seinen Überwinterungsgebieten in Afrika abhängig sind. Er ist auch stärker ans Wasser gebunden als der Graureiher und ernährt sich tatsächlich überwiegend von Fischen.
Purpurreiher sind schwieriger zu beobachten, als die anderen großen Reiher, da sie meist im Schilf verborgen bleiben, in Waghäusel ist es mir aber mehrmals gelungen und einmal habe ich auch einen am Neckar zwischen Heidelberg und Mannheim gesehen.
Seidenreiher (Egretta garzetta)
Seidenreiher (Egretta garzetta)
Einer der elegantesten Reiher ist der kleine Seidenreiher, der dem Silberreiher ähnelt, sich von diesem aber - neben der deutlich geringeren Größe - durch den dunklen Schnabel, die dunklen Beine mit gelben Füßen und die Schmuckfedern im Nacken während der Brutzeit unterscheidet. So hübsch zu sein hat aber auch Nachteile, denn im 19. Jahrhundert wurden sie wegen ihrer Federn stark bejagt. Die mittelgroßen Reiher der Gattung Egretta kommen meist in wärmeren Regionen vor und auch der Seidenreiher ist bei uns nur als relativ seltener Gast zu beobachten. Das abgebildete Tier habe ich 2009 am Wehrsteg Heidelberg fotografiert.
Zwergdommel (Ixobrychus minutus)
Von einem weiteren Reiher habe ich leider kein Bild, da er noch scheuer ist, als der Purpurreiher, allerdings habe ich Zwergdommeln sowohl in Waghäusel, als auch am Kühkopf gehört - 
und eine in Waghäusel auffliegen gesehen, aber da war ich mit der Kamera nicht schnell genug. 
Löffler (Platalea leucorodia)

Familie: Ibisse und Löffler (Threskiornithidae)

Löffler (Platalea leucorodia)
Fliegende Löffler (Platalea leucorodia)
Einer der auffälligsten "Schreitvögel" ist der, bei uns am Wattenmeer und gelegentlich im Inland vorkommende, Löffler. Im Gegensatz zu Reihern und Störchen lauert er nicht und stößt dann schnell zu, sondern fährt meist mit seinem löffelförmigen Schnabe, den Kopf hin- und herschwenkend, durch das Wasser und schnappt dann schnell nach kleinen Fischen oder anderen Tieren. Etwas kleiner als ein Graureiher wirkt der Löffler beeindruckend und exotisch für einen mitteleuropäischen Vogel - vielleicht zieht er deshalb im Winter auch nach Afrika.
Dieses Jahr war eine kleine Gruppe regelmäßig in Waghäsuel zu beobachten, das Bild von dem flienden Schwarm stammt aus Spiekeroog.

So, das war es für heute - nächstesmal kommen wir zu den Kranichartigen (Gruiformes).

Samstag, 8. November 2014

Avifauna Germanica III: Hühnervögel (Galliformes)

Männlicher Fasan
Ordnung: Hühnervögel (Galliformes)
Die Hühnervögel bilden zusammen mit den Gänsevögeln die relativ ursprüngliche Gruppe der Galloanserae. Zu ihnen gehören unter anderem Hühner, Wachteln und Fasane. Bisher habe ich dieses Jahr aber nur einen der bei uns vorkommenden Hühnervögel gesehen, die scheuen Wachteln und Rebhühner sind mir bisher entgangen...

Familie: Fasanenartige (Phasianidae)

Weiblicher Fasan
Fasan (Phasianus colchicus)

Der Fasan ist eine der auffälligsten Vogelarten  unserer Breiten, allerdings kommt er ursprünglich aus Asien und wurde bei uns als Jagdwild eingeführt, wobei der "Jagdfasan" ein Mischling verschiedener asiatischer Unterarten ist. Der Fasan ist daher auch ein typischer Teil klassicher Stillebenbilder, wo er gewöhnlich im Hintergund hängt. Fasane werden bei uns  bejagt und ihre Bestände durch Hege erhalten. Entsprechend scheu sind sie häufig und oft bemerkt man insbesondere die Weibchen erst, wenn sie laut rufend auffliegen. Beobachten lassen sich Fasane in vielen offenen Landschaften, von Feldern bis zum Rand von Ortschaften, eine große und außerhalb der Jagdsaison wenig scheue Population (die dann auch schöne Bilder erlaubt), gibt es auf Spiekeroog.

Als nächstes: Schreitvögel und Ruderfüßer.