Sonntag, 6. Dezember 2015

Avifauna Europaea: Großbritannien

Okay, als Vorbereitung auf das nächste Vogelupdate hier erstmal die Vogelliste vom diesjährigen Englandurlaub (F sind Arten, die wir auf dem Festland beobachtet haben, S solche von den Scilly-Inseln und * kennzeichnet neue Arten, auf die ihr Euch demnächst freuen könnt)

Ordnung: Hühnervögel (Galliformes); Familie Fasanenartige (Phasianidae)

#1 Rothuhn (Alectoris rufa) - S*
#2 Goldfasan (Chrysolophus pictus) - S*#3 Haushuhn (Gallus gallus domesticus) - S
#4 Jagdfasan (Phasianus colchicus) - S 
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes); Familie Entenvögel (Anatidae)
#5 Nilgans (Alopochen aegyptiacus) - F
#6 Krickente (Anas crecca) - F
#7 Stockente (Anas platyrhynchos) - FS
#8 Schnatterente (Anas strepera) -S
#9 Graugans (Anser anser) - F
#10 Reiherente (Aythya fuligula) - F
#11 Kanadagans (Branta canadensis) - FS
#12 Warzenente (Cairina moschata) - F
#13 Höckerschwan (Cygnus olor) - F
#14 Kolbenente (Netta rufina) - F
Ordnung: Suliformes
Familie Kormorane (Phalacrocoracidae)
#15 Krähenscharbe (Phalacrocorax aristotelis) - S*
#16 Kormoran (Phalacrocorax carbo) - FS
Familie: Tölpel (Sulidae)
#17 Basstölpel (Morus bassanus) - S*
Ordnung: Ruderfüßer (Pelecaniformes); Familie: Reiher (Ardidae)
#18 Graureiher (Ardea cinerea) - FS
#19 Seidenreiher (Egretta garzetta) - FS
Ordnung: Röhrennasen (Procellariiformes)
Familie: Sturmschwalben (Hydrobatidae)
#20 Sturmschwalbe (Hydrobates pelagicus) - S*
Familie: Sturmvögel (Procellariidae)
#21 Eissturmvogel (Fulmarus glacialis) - FS*
#22 Atlantiksturmtaucher (Puffinus puffinus) - S*  Ordnung: Kranichartige (Gruiformes); Familie: Rallen (Rallidae)
#23 Blässhuhn (Fulica atra) - F
#24 Teichhun (Gallinula chloropus) - FS
#25 Wasserralle (Rallus aquaticus) - S
Ordnung: Taubenvögel (Columbiformes); Familie: Tauben (Columbidae)
#26 Straßentaube (Columba livia) - F
#27 Ringeltaube (Columba palumbus) - FS
#28 Türkentaube (Streptopelia decaocto) - FS
Ordnung: Möwen und Watvögel (Charadriiformes)
Familie: Austernfischer (Haematopodidae)
#29 Austernfischer (Haematopus ostralegus) - FS
Familie: Möwen (Laridae)
#30 Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus) - FS
#31 Silbermöwe (Larus argenturatus) - FS
#32 Heringsmöwe (Larus fuscus) - S
#33 Mantelmöwe (Larus marinus) - FS
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
#34 Flußuferläufer (Actitis hypoleucos) - S
#35 Großer Brachvogel (Numenius arquata) - FS
#36 Grünschenkel (Tringa nebularia) - S
Familie: Seeschwalben (Sternidae)
#37 Fluss-Seeschwalbe (Sterna hirundo) - S
#38 Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) - S
#39 Brandseeschwalbe (Sterna sandvicensis) - S
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes); Familie Habichtartige (Accipitridae)
#40 Mäusebussard (Buteo buteo) - FOrdnung: Falkenartige (Falconiformes); Familie: Falken (Falconidae)
#41 Wanderfalke (Falco peregrinus) - S
#42 Turmfalke (Falco tinnunculus) - FS


Ordnung: Papageien (Psittaciformes); Familie: Echte Papageien (Psittaciformes)
#43 Halsbandsittich (Psittacula krameri) - F

Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Rabenvögel (Corvidae)
#44 Rabenkrähe (Corvus corone) - FS
#45 Dohle (Corvus monedula) - F
#46 Eichelhäher (Garrulus glandarius) - F
#47 Elster (Pica pica) - F
Familie: Schwalben (Hirundinidae)
#48 Mehlschwalbe (Delichon urbicum) - FS
#49 Rauchschwalbe (Hirundo rusticus) - S
Familie: Meisen (Paridae)
#50 Blaumeise (Cyanistes caeruleus) - S
#51 Kohlmeise (Parus major) - F
Familie: Finken (Fringillidae)
#52 Bluthänfling (Carduelis cannabina) - S
#53 Stieglitz (Carduelis carduelis) - S
#54 Grünfink (Carduelis chloris) - F
#55 Erlzeisig (Carduelis spinus) - S
#56 Buchfink (Fringilla coelebs) - S
Familie: Stelzen und Pieper (Motacillidae)
#57 Wiesenpieper (Anthus pratensi) - S
#58 Strandpieper (Anthus petrosus) - S*
#59 Trauerbachstelze (Motacilla alba yarrellii) - F*
Familie: Sperlinge (Passeridae)
#60 Haussperling (Passer domesticus) - FS
Familie: Braunellen  (Prunellidae)
#61 Heckenbraunelle (Prunella modularis) - S
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
#62 Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) - S
Familie: Fliegenschnäpper (Muscicapidae)
#63 Rotkehlchen (Erithacus rubecula) - FS
#64 Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) - FS
Familie: Drosseln (Turdidae)
#65 Amsel (Turdus merula) - FS
#66 Singdrossel (Turdus philomelos) - S
Familie: Stare (Sturnidae)
#67 Star (Sturnus vulgaris) - FS
Ordnung: Spechte (Piciformes); Familie: Spechte (Picidae)
#68 Grünspecht (Picus viridis) - F

Enstand: 

15 Tage Rundreise durch Yucatan: 55 Vogelarten

11 Tage Norddeutschland: 65 Vogelarten

12 Tage England: 68 Vogelarten!

(Aktueller Stand Gesamtliste Vögel: 225 Arten,davon 162 in Deutschland )

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Herpetofauna Europaea III: Schuppenkriechtiere (Squamata)

Dann machen wir mal weiter mit ein paar europäischen Reptilien.

Geckoartige (Gekkota)

Mauergecko, Männchen
Mauergecko (Tarentola mauritanica)
Der Mauergecko ist mit bis zu 15 Zentimeter Länge der größte in Europa vorkommende Gecko. Er kommt im westlichen europäischen Mittelmeerraum und Nordafrika vor und ist zwar. Wiie die meisten Geckos ist auch der Mauergecko nachtaktiv, kommt aber als Kulturfolger häufig in Siedlungen vor und kann dort tagsüber an Wänden beim Sonnenbaden beobachtet werden. Das Tier im Bild stammt aus Ligurien und ist ein Männchen, was an dem recht breiten Kopf zu erkennen ist.
Europäischer Halbfinger

Europäischer Halbfingergecko (Hemidactylus turcicus)
Der kleine scheue, nachtaktive Geselle im Bild ist ein europäischer Halbfingergecko und kletterte an einer Wand auf Rhodos. Halbfingergeckos sind heute fast weltweit in mediterranem und tropischem Klima verbreitet, da sie als Kulturfolger vom Menschen über die Seefahrt verschleppt wurden.  Seinen verwandten, den Asiatischen Halbfingergecko (Hemidactylus frenatus) konnten wir auch in Mexiko beobachten. Tatsächlich haben sich einige Halbfingerarten mit Hilfe des Menschen so gut ausbreiten können, dass ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet heute nicht mehr nachzuvollziehen ist. Der Name "Halbfinger" beschreibt, dass die vordere Hälfte der FInger und Zehen, die eine Kralle trägt, deutlich dünner ist als die basale, Haftlappen tragende.

Eidechsen (Lacertoidea)

Südwestanatolische Eidechse (Anatololacerta oertzeni)
Diese hübsche Eidechse kommt im Süden und Südwesten Kleinasiens und auf einigen griechischen Inseln vor. Wir haben sie auf Rhodos im Tal der Schmetterlinge getroffen. Die geringe Größe und der türkisblaue Schwanzdes Tiers auf dem Bild weisen es als Jungtier aus. Wie unsere Mauereidechsen sind südwestanatolische Eidechsen gute Kletterer und die Tiere, die wir beobachten konnten schienen recht interessiert an den vielen Faltern die im Tal an den Felsen und Bäumen saßen.

Zauneidechse (Lacerta agilis)
Zauneidechse
Die Zauneidechse ist vielleicht unsere auffälligste Eidechse, da sie zum einen recht kräftig gebaut ist und die Männchen zur Paarungszeit auffällig grün gefärbt sind. Zauneidechsen bevorzugen Gelände mit offenen Bereichen zum Sonnen und dichtem Pflanzenbewuchs, um sich zu verstecken, also gerne eher "unordentliche" Gärten, Waldränder, Bahndämme und "Ödland". Da solche Orte seltener werden, steht sie in Deutschland wie auch die Mauereidechse auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Auf ein wirklich gutes Foto warte ich immer noch, da sich die recht scheuen Tiere meist schnell verstecken, sobald sie mich kommen hören...

Mauereidechse (Podarcis muralis)
Mauereidechsen bei der Paarung
Schlanker und weniger auffällig gefärbt als die Zauneidechse, sind Mauereidechsen, wie schon der Name andeutet kletterfreudig und leben bevorzugt in felsigen Habitaten wie Bahndämmen oder eben an Mauern. Dort lassen sie sich häufig recht gut beim Sonnenbaden beobachten, in Heidelberg am besten am alten Bahndamm südlich der Weststadt oder im Philosophengarten. Neben unserer einheimischen Form der Mauereidechse trifft man hier auch teilweise die auffälliger grün und schwarz gefärbte italienische Unterart nigriventris an, die wahrscheinlich von Terrarienbesitzern hier ausgesetzt wurden.
Italienische Mauereidechse
Die italienische Mauereidechse im Bild ist allerdings tatsächlich aus Italien und hat offensichtlich schon einmal den Angriff eines Feindes überstanden und dabei ihren Schwanz abgeworfen, was man an dem kürzeren, unauffälliger gefärbten regenerierten Schwanzabschnitt erkennt. Das Schwanzabwerfen ist zwar ein wirkungsvoller Verteidigungsmechanismus allerding verliert die Eidechse damit auch einen wertvollen Fettvorrat und zumindest zeitweise ihre Balancierstange. Außerdem ist der schwächere nachgebildete Schwanz oft für die Weibchen weniger attraktiv. Aber immer noch besser als wenn jemand das andere Ende frisst...


Ruineneidechse (Podarcis sicula)
Ruineneidechse
Diese Verwandte unserer Mauereidechse lebt in zahlreichen Unterarten in Italien und an den angrenzenden Küsten und auf nahen Inseln. Eine der interessantesten Populationen der Ruineneidechse ist die, die 1971 auf der kroatischen Insel Pod Mrčaru angesiedelt wurde. Diese haben innerhalb von etwa 30 Jahren nicht nur eine Reihe anatomischer Besonderheiten entwickelt, sondern sich auch auf eine überwiegend vegetarische Ernährung umgestellt und sind eines der bekanntesten Beispiele dafür, wie schnell evolutionäre Änderungen in kleinen Populationen auftreten können.

Waldeidechse (Zootoca vivipara)
Waldeidechse
Die schlanke Waldeidechse lebt in lichten Wäldern, Mooren, Steinbrüchen und anderen vegetationsreichen Habitaten. Wie ihr lateinischer Name vivipara verrät, ist sie im Gegensatz zu den meisten Eidechsen lebendgebährend, was den Tieren auch die Besiedelung kälterer Lebensräume erlaubt, in denen ihre eierlegenden Verwandten sich nicht mehr erfolgreich fortpflanzen können. Tatsächlich erreicht ihr Verbreitungsgebiet sogar den Polarkreis und macht sie zusammen mit der ebenfalls lebendgebährenden Kreuzotter zu den am weitesten nördlich vorkommenden Reptilien. Wir mussten für das Bild aber nur bis in den Harz fahren...

Schleichen (Anguimorpha)

Blindschleiche (Anguis fragilis
Blindschleiche
Okay, dass Blindschleichen keine Schlangen sind, dürften die meisten inzwischen mitbekommen haben, am leichtesten erkennt man das am Kopf, Blindschleichen können nämlich im Gegensatz zu Schlangen, deren durchsichtige Augenlider zugewachsen sind, blinzeln. "Eid"echsen sind sie allerdings auch nicht, sondern unser einziger mitteleuropäischer Vertreter der beinlosen Schleichen. Das "blind" im Namen bezieht sich auf den "blendenden" Glanz der Tiere und das lateinische fragilis (zerbrechlich) weist darauf hin, dass auch Blindschleichen ihren Schwanz abwerfen können. Und wer sich jetzt wundert, wo bei einem beinlosen Tier wie einer Blindschleiche oder Schlange eigentlich der Schwanz anfängt, der sei daran erinner, dass der Rumpf bei Wirbeltieren dort endet, wo der Kot rauskommt.

Leguanartige (Iguania)

Hardun (Stellagama stellio)
Hardun (Stellagama stellio)
Der Hardun ist eine Agame, die von Nahen Osten bis Griechenland und Zypern vorkommt, und damit neben zwei Chamäleonarten der einzige Leguanartige, der in Europa vorkommt. Hardune sind uns immer wieder auf Rhodos begegnet. Auch wenn sie mit etwa 30 bis 40 Zentimeter Länge wie kleine Drachen aussehen, sind Hardune für Menschen ungefährlich und relativ scheu. Aus einer gewissen Entfernung lassen sie sich aber sehr gut beobachten, da sie sich selbst in der Mittagshitze gerne sonnen und dabei den Oberkörper emporstrecken.

Schlangen (Serpentes)

Schlingnatter
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Diese hübsche kleine Schlange ähnelt zwar auf den ersten Blick der Kreuzotter, ist aber für Menschen völlig harmlos. Sie lebt bevorzugt an warmen und trockenen Orten, wo auch ihre Lieblingsbeute, Eidechsen, vorkommt. Bei uns ist sie leider gefährdet, vor allem auch da ihre Lebens- und Bruträume seltener werden. Ich hatte das Glück, nicht nur einer Schlingnatter im Bergfriedhof Heidelberg zu begegnen, sondern kurz danach auch einem Vater mit Sohn, die sich zuerst für die Molchlarven in einem Wasserbecken begeisterten und mit denen ich danach noch einmal zu der Schlange zurückging. Der gerdazu ehrfürchtige Blick des Jungen war eine schöne Bestätigung dafür, dass eben nicht alle Menschen Schlangen mit Hass begenen.

Ringelnatter (Natrix natrix)
Schwimmende Ringelnatter
Die Ringelnatter ist vielleicht unsere auffälligste und am häufigsten zu beobachtende Schlangenart. Sie ist dunkelgrau bis fast schwarz mit auffällig gelben "Ohrflecken". Sie bevorzugt Lebensräume mit Wasserflächen und ist eine sehr gute Schwimmerin, die vor allem Amphibien aber auch Fische fängt und wenn sie sich bedroht fühlt gerne ins Wasser flüchtet. Das Jungtier im Bild stammt aus dem Teich am Exotenwald in Weinheim und war vielleicht einen halben Meter lang, kann also noch ein ganzes Stück wachsen.

Äskulapnatter
Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
Die Äskulapnatter ist mit bis zu zwei Metern Länge eine der größten Schlangen Europas und kommt überwiegend im Mittelmeerraum vor, eine kleine Population lebt aber auch im südlichen Odenwald. Äskulapnattern sind hervorragende Kletterer, jagt aber vorwiegend am Boden Kleinsäuger. Wie andere eierlegende Schlangen legt sie ihre Gelege gerne in verrotendes Pflanzenmaterial, was einer der Gründe dafür ist, warum man Schlangen und ihre Eier gelegentlich in Komposthaufen antrifft. Bedenkt man, dass die Tiere nicht nur geschützt, sondern als Mäusejäger auch recht nützlich sind, dann sollte man darauf achten, sie dort möglichst nicht zu stören und Kompost nicht zu früh im Sommer umzuschichten oder sogar abzubrennen, bevor die Jungtiere schlüpfen konnten.

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Damit wäre ich durch die europäischen Schuppenkriechtiere, von denen ich Fotos habe, demnächst kommt das große 2015 Vogelupdate.

Freitag, 27. November 2015

Herpetofauna Europaea II: Froschlurche (Anura)

Okay, dann schauen wir uns mal die restlichen einheimischen Amphibien an (Zumindest die, die es vor meine Kamera geschafft haben).

Familie: Bombinatoridae

Gelbbauchunke (Bombina variegata)
Zwei Gelbbauchunken, das Männchen links rufend
Den gelben Bauch zeigt die Gelbbauchunke nur, wenn sie sich bedroht fühlt. Sie warnt dann vor dem stark schleimhautreizenden, flüchtigen Hautsekret, das Fressfeinden teilweise schon vor dem Zuschnappen den Appetit verderben kann. Ihre Rufe klingen flötend, melancholisch, sind also echte "Unkenrufe" und können im späten Frühjahr und frühen Sommer an den meist kleinen Laichgewässern gehört werden.
Junge Gelbbauchunken
Leider ist die Gelbbauchunke bei uns stark bedroht, da eben diese kleinen Laichgewässer häufig zugeschüttet werden oder, z.B. durch Strassen unzugänglich werden. Bei Heidelberg kann man Gelbbauchunken regelmäßig im Dossenheimer Steinbruch finden, allerdings sind auch hier in den letzten Jahren leider ein paar der kleinen Teiche zugeschüttet worden...

Familie: Kröten (Bufonidae)

Erdkröte (Bufo bufo)
Erdkröte (Bufo bufo)
Die Erdkröte ist unsere häufigste und bekannteste Kröte, auch wenn manch einer sie wohl nur von den Warnschildern zur Krötenwanderung kennt. Im Frühjahr wandern die Kröten, sobald es dazu warm genug geworden ist zu ihren gewohnten Laichgewässern, wobei die Männchen sich teilweise schon auf der letzten Etappe der Wanderung an die Weibchen klammern. Da sie weniger schnell unterwegs sind als Frösche, sind sie bei dieser Wanderung stärker durch Autos gefährdet. Dazu kommt, dass sie sich, wenn sie sich bedroht fühlen steifbeinig aufstellen und aufblasen, was eine Schlange abschrecken kann, einen PKW aber leider meist nicht.
Erdkrötenlarve
Außerhalb der Paarungszeit halten sich Erdkröten an Land auf und fressen dort Insekten, Schnecken und Regenwürmer, weshalb sie als Gartenbewohner insgesamt recht nützlich sein können. 
Junge Erdkröte frisch aus dem Wasser
Kulturgeschichtlich galt die Erdkröte dagegen lange eher als unangenehmer Zeitgenosse, der mit Hexen und dem Teufel im Bunde war. Das mag zum einen an ihrem Äußeren und ihrem Verhalten liegen, da sie als warziges, im Dunkeln lebendes Tier vielen Menschen eher unsympathisch war, zum anderen aber auch daran, dass ihr Hautgift schon seit der Antike von Heilkundigen eingesetzt wurde, die später zu den realen Vorbildern des Hexenwahns wurden. In neuerer Zeit war die Erdkröte eines der Tiere, die für frühe Schwangerschaftstests eingesetzt wurde, da der injizierte Morgenurin schwangerer Frauen bei ihr die Eiablage auslösen kann. Aber dafür gibt es heute ja zum Glück andere Methoden.

Familie: Echte Frösche (Ranidae)

Ein Wasserfrosch
Wasserfrösche (Pelophylax)
Okay, normalerweise gebe ich Euch ja gerne an, welche Art ich fotografiert habe und zumindest der rechte Forsch ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Teichfrosch (Pelophylax kl. esculentus). Tatsächlich ist der Teichfrosch aber keine "richtige" Art. Oder naja, sagen wir mal er kümmert sich nicht so richtig darum, was eine "richtige" Art ist. In Mitteleuropa gibt es nämlich den kleinen Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) und den Seefrosch (Pelophylax ridibundus) und das sind "gute" Arten, das heisst, kleine Wasserfrösche paaren sich untereinander und es kommen kleine Wasserfrösche dabei heraus und genauso bei Seefröschen. Normale Teichfrösche sind nämlich fruchtbar, wobei sie nur Keimzellen mit einem der Elterngenome produzieren. Untereinander läuft die Fortpflanzung nicht besonders gut, aber es kommen dann, wie zu erwarten, Teich,- See- oder kleine Wasserfrösche heraus. Wenn sie sich aber mit den Elternarten paaren, klappt das meist viel besser und heraus kommen - Teichfrösche.
Teichfrosch
Allerdings gibt es auch reine Teichfroschpopulationen und zwar deshalb, da dort triploide Individuen vorkommen, die ein Elterngenom doppelt tragen und so zusammen mit anderen Teichfröschen wieder neue Teichfrösche zeugen können. Der Teichfrosch wird daher auch als ein "Klepton", von griechisch κλέπτω ("stehlen") bezeichnet, weil er sozusagen ein Elterngenom kapert, um als eigenständige Population zu bestehen. Tatsächlich gibt es mehrere solcher Kleptons unter den Wasserfröschen und so verschaffen die Wasserfrösche nicht nur Gartenteichbesitzernachbarn, sondern auch Systematikern die eine oder andere schlaflose Nacht...

Moorfrosch
Moorfrosch (Rana arvalis)
DerMoorfrosch ist ein sogenannter "Braunfrosch" aus der Gattung der Echten Frösche (Rana), wozu auch der Grasfrosch und der Springfrosch zählen. Allerdings sind Moorfrösche nicht immer braun, denn während der Paarungszeit werden die Männchen mehr oder weniger kräftig himmelblau! Da der Moorfrosch das ganze Jahr über feuchte Biotope benötigt und diese als Lebensraum immer seltener werden, ist er leider bei uns bedroht und das Spektakel himmelblauer quakender Männchen nicht so leicht zu beobachten. Das noch recht junge Tier im Bild stammt aus der Wagbachniederung.

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Okay, damit hätten wir die Amphibien geschafft, von denen ich Bilder habe. Als nächstes kommen dann entweder Reptilien oder die Vögel aus dem Englandurlaub. Mal sehen, auf was ich zuerst Lust bekomme oder ob sich jemand was wünscht ;)

Samstag, 11. Juli 2015

Herpetofauna Europaea I: Schwanzlurche (Caudata)

Okay, dann fangen wir mal an, uns anzuschauen, was man außer Vögeln noch so bei uns beobachten kann und legen mal mit den ersten Amphibien los!

Ordnung: Schwanzlurche (Caudata)

Familie: Echte Salamander (Salamandridae)

Bergmolchmännchen

Bergmolch (Ichthyosaura alpestris)

Bergmolchweibchen
Der Bergmolch ist der am häufigsten und einfachsten bei uns zu beobachtende Schwanzlurch, allerdings gilt das - wie bei allen Molchen nur während der Paarungszeit, wenn sich die erwachsenen Tiere im Wasser aufhalten und natürlich für die Larven. Den Rest des Jahres verbringen die sie versteckt an Land lebend.
Balzendes Bergmolchmännchen (Sie sitzt unten rechts!)
Bergmolchmännchen sind in der Paarungszeit auffällig blaugrau gefärbt mit orange-schwarz geflecktem Rückenkamm und schwarz-weiß gefleckten Flanken. Die Weibchen sind unauffälliger graubraun mit schwächerer Musterung, dafür aber merklich größer. Die Männchen werben auffällig um die Weibchen, indem sie ihnen mit dem Schwanz ihren Duft zuwedeln. Wenn die Angebetete sich davon betören lässt, setzt er ein kleines Spermienpaket am Boden ab und führt sie darüber, so dass sie es aufnehmen kann - außer, sie hat eher Hunger als Lust auf Babys, dann muss er von vorne anfangen. Der Sex bei "Lustmolchen" ist also eher züchtig...
Bergmolchlarve




Die Eier werden einzeln an Wasserpflanzen abgelegt und die daraus schlüpfenden Larven haben - typisch für Schwanzlurche und im Gegensatz zu den Kaulquappen der Froschlurche freie äußere Kiemen und Beine. Später verlieren die Jungtiere ihre Kiemen und müssen zum Atmen an die Oberfläche kommen, wo man sie beim Luftschnappen beobachten kann.
Bergmolche finden sich in vielen kleineren Teichen, bis hin zu den Wasserbecken des Bergfriedhofs in Heidelberg.

Kammmolch (Triturus cristatus)

Kammmolchmännchen
Junger Kammmolch (und Waffenfliegenlarve)
Der Kammolch ist unser größter Molch und von allen einheimischen Tieren wohl das, das einem Drachen am ähnlichsten sieht. Den auffälligen namensgebenden Kamm tragen nur die Männchen während der Paarungszeit, gefärbt sind die Tiere relativ dunkel mit weißlichem bis orangen, schwarz-geflecktem Bauch. Bei der Werbung machen die Männchen einen großen Buckel und staksen auf ihren Beinen, was sie noch drachenartiger wirken lässt.
Kammmolche sind seltener aber in ähnlichen gewässern wie Bergmolche zu beobachten. In Heidelberg gibt es eine Population, die im Teich des Botanischen Gartens laicht, wo man sie im frühen Sommer regelmäßig gut beobachten kann.

Feuersalamnder (Salamandra salamandra)
Feuersalamanderlarve
Feuersalamanderlarve
Der Feuersalamander dürfte zu den bekanntesten Amphibien Europas gehören, auch wenn man ihn nur selten beobachten kann. Er lebt in schattigen Wäldern und gebiert lebende Junge, meist an Bächen oder Stillgewässern im Wald. Der nah verwandte Alpensalamander bekommt sogar fertig entwickelte, lungenatmende Junge, die kein Laichgewässer brauchen.
Die auffällige schwarz-gelbe Färbung warnt vor der Giftigkeit des Feuersalamanders, da die Tiere aus den großen Ohrdrüsen ein Sekret abgeben können, das leicht auf der Haut brennt und für Möchtegern-Fressfeinde entsprechend unangenehmer werden kann. Beide Bilder stammen aus dem Weiher des Exotenwalds in Weinheim.

Soviel für heute, nächstes Mal schauen wir uns die Froschlurche an.

Mittwoch, 22. April 2015

Avifauna Europaea: Niederlande und Update April

Okay, dann schauen wir mal, was wir bei unserem Trip nach Amsterdam so gesehen haben und was sonst noch so im April vorbeigeflogen ist. Und da kommt spektakuläres auf uns zu!

Warzenente (Cairina moschata)

Ordnung: Anseriformes (Gänsevögel), Familie: Anatidae (Entenvögel) 

Warzenente (Cairina moschata)
Die Warzenente ist die Haustierform der mittel- und südamerkianischen Moschusente und wurde dort schon lange vor der Ankunft der Europäer als Haustier gehalten. In Nordamerika und Europa kommt sie an manchen Stellen als Neozoon vor, so offenbar auch im Amsterdamse Bos, dem Amsterdamer Stadtwald, wo wir dieses Paar gesehen haben. Ihren Namen haben sie von dem nackten Gesicht mit warzenartigen Hautpartien.
Ordnung: Pelecaniformes (Ruderfüßer) Familie: Ardeidae (Reiher)
Nachtreiher (Nyctocorax nyctocorax)
Nachtreiher mit Nistmaterial
Nachtreiher, Jungtiere
Die größte Überraschung, was Vögel in Amsterdam angeht, waren die Nachtreiher, die als Wildvögel eine kleine Brutkolonie im Artis Zoo gegründet haben. Normalerweise gehen sie ihren größeren Verwandten, den Graureihern aus dem Weg, indem sie überwiegend in der Dämmerung jagen und sich sonst versteckt halten. Im Zoo fällt aber genug Fisch für alle ab, so dass die kleine Nachtreiherkolonie zwischen den Graureihern bestehen kann. Die drei Jungvögel waren schon groß genug, um auch außerhalb des Nests herumzuflattern und die Gegend zu untersuchen.
In Mitteleuropa ist der Nachtreiher fast ausgestorben, so dass die Kolonie im Artis wohl in den Niederlanden unter Vogelliebhabern recht berühmt ist.Wir wussten aber vorher nichts davon und haben erst gemerkt, dass es Wildvögel sind, als sie frei herumgeflogen sind. Insofern sind sie nicht das erste, aber doch das spektakulärste Wildtier, das ich in einem Zoo beobachten konnte.
Rotmilan (Milvus milvus)
Ordnung: Accipitriformes (Greifvögel) Familie: Accipitridae (Habichtartige)
Rotmilan (Milvus milvus)
Der rotbraune Rotmilan mit dem deutlich gegabelten Schwanz, daher auch der Name "Gabelweihe", gehört zu den hübschesten Raubvögeln überhaupt. Gesichtet habe ich einen bei Hannover vom Zug aus und einen aus größerer Entfernung im Tierpark Sababurg bei Kassel. Und an Ostern ist mir endlich ein Bild von einem gelungen, der mit Beute in den Klauen über der Bahnstadt in Heidelberg flog. Er ist ein ähnlich opportunistischer Fresser wie der Schwarzmilan und daher auch häufig an Müllkippen zu finden, so dass die Beute auch gut ein Döner gewesen sein könnte...

Ordnung: Strigiformes (Eulen) Familie: Strigidae (Eigentliche Eulen)
Uhu (Bubo bubo)
Uhu (Bubo bubo)
Und seit gestern habe ich auch endlich eine Eule in der Liste - und nicht irgendeine, sondern die größte der Welt: Den Uhu! Tatsächlich gibt es in der Umgebung von Heidelberg mehrere Uhureviere, ein Kollege hat sogar schon einmal einen auf dem Dach des Nachbarhauses fotografiert. Mit der stämmigen Eulenform und den Federohren ist der Uhu auch als Silhouette eindeutig wieder zu erkennen. Das "Wu-uuu" konnte ich leider nicht aufnehmen...
Nachdem Uhus als Jagdkonkurrenten zu Anfang des 20ten Jahrhunderst massiv verfolgt wurden, sind heute Stromleitungen und der Mangel an geeigneten, gut strukturierten Lebensräumen ihre Hauptbedrohung. Allerdings nimmt der Bestand in Deutschland seit den 80er Jahren kontinuierlich zu. Es kann sich also lohnen, mal bei Sonnenauf- oder -untergang im Steinbruch zu lauschen...
Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel) Familie: Muscicapidae (Fliegenschnäpper)
Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
Gartenrotschwanz, Männchen
Gartenrotschwanz, Weibchen
Der Gartenrotschwanz benötigt zum Brüten alte Bäume und ist daher eher in Parks und Gartenanlagen anzutreffen und weniger tief in Ortschaften als der Hausrotschwanz. Das Männchen gehört mit der prächtig orangeroten Brust, dem roten Schwanz, schwarzer Maske und grauem Scheitel zu den auffälligsten Vögeln hierzulande. Das Weibchen (neues Foto!) ist etwas schlichter, aber immer noch ein auffällig eleganter Vogel. Ihre Nahrung suchen sie vor allem am Boden.
Im Gegensatz zum Hausrotschwanz ziehen Gartenrotschwänze weiter nach Afrika südlich der Sahara und verlassen Mitteleropa dabei schon ab Mitte Juli. Wahrscheinlich sind verschlechterte Bedingungen in den Überwinterungsgebieten, wie vermehrter Pestizideinsatz die Gründe dafür, dass die Bestände der Gartenrotschwänze abnehmen, so dass die Art in Deutschland inzwischen auf der Vorwarnliste steht.

Schwarzkehlchen (Männchen)
Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola)
Schwarzkehlchen (Weibchen)
Das Schwarzkehlchen besiedelt offene Landschaften mit Büschen oder Hecken. Ein paar leben auch in der Umgebung von Heidelberg, die beiden im Bild stammen aber aus den Dünen bei Zaanford aan Zee in der Nähe von Amsterdam. Da geeignete Lebensräume in Mitteleuropa immer seltener werden, passiert das gleiche mit dem Schwarzkehlchen, das in Deutschland auf der Vorwarnliste steht und in manchen Bundesländern als bedroht gilt.

So, das war es für heute. Vielleicht komme ich demnächst dann ja mal zu den Säugetieren...