Montag, 24. Februar 2014

Kassel IV: Die Museen

"Rahmenbau" am Friedrichsplatz
Okay, dann wollen wir mal unseren Kassel-Reisebericht komplettieren, bevor die nächste Reise losgeht - auf geht's!
"Spitzhacke" am Hiroshima-Ufer
Wenn die Sprache auf Kassel und Kultur kommt, ist das erste, was den meisten einfällt die "documenta". Je nach dem, wen man fragt, ist das die bedeutendste oder zumindest eine der bedeutendsten Ausstellungen moderner Kunst, die alle fünf Jahre stattfindet. Auf jeden Fall ist sie groß und sehenswert für Leute mit einem Sinn für moderne Kunst. Für leute wie mich also eher etwas, was man sich mal anschauen kann, wenn man sowieso da ist. Was ich persönlich interessanter finde als die documenta an sich, sind die Kunstwerke, die in der Stadt verblieben sind und die man bei einem Bummel durch die Altstadt entdecken kann, zum Beispiel den bereits erwähnten "Rahmenbau" am Friedrichsplatz, der einen originellen Blick auf die Karlsaue erlaubt, den "Himmelsstürmer" vor dem alten Hauptbahnhof, die "Spitzhacke" am Hiroshima-Ufer, die angeblich Herkules dort hin geworfen hat, die Figurengruppe "Die Fremden", die am Rand des Friedrichsplatzes auf einem Dach steht und als größtes Kunstwerk die "Laserscape Kassel", eine Laser-Installation, die vom Herkules aus in die Innenstadt strahlt. Eine komplette Übersicht findet sich in Wikipedia.
Neben der documenta hat Kassel aber fur Kulturinteressierte oder für Leute, die einfach einen Regentag rumbringen müssen noch eine reiche Museenlandschaft zu bieten. Da ich nicht alle Museen kenne, werde ich mich auf die konzentrieren, in denen ich schon einmal war.
Friedericianum
Das schon erwähnte Fridericianum am Friedrichsplatz mitten in der Stadt ist nicht nur eines der ältesten öffentlichen Museen Europas (1779), sondern wird auch heute noch als solches benutzt und ist zum einen ein zentrales Ausstellungsgebäude der documentas und beherbergt außerdem die Ausstellungen zeitgenössischer Kunst der Kunsthalle Fridericianum und des Kasseler Kunstvereins. Hier kann es auch mal passieren, dass man beim Vorbeilaufen zu einem zehnminütigen, kostenlosen Theaterstück eingeladen wird - zumindest ist uns das einmal passiert, aber da waren wir gerade auf dem Weg zum Essen... (Webauftritt: www.fridericianum.org/)
Ottoneum
Überquert man die Frankfurter Strasse, liegt dort mit dem auch schon erwähnten Ottoneum mein Kasseler Lieblingsmuseum - und wer mich kennt, weiß jetzt auch schon, dass es das Naturkundemuseum ist (Okay, die andere Möglichkeit wäre gewesen, dass es da eine tolle Ausstellung zum alten Rom gibt...). Als ehemaliger Theaterbau von 1606 ist es noch "altehrwürdiger" als das Fridericianum.
Iguanodon-Lebenmodell
Kryptozoologie-Sonderausstellung
Auf drei Stockwerken hat es trotz seiner überschaubaren Grundfläche einiges zu bieten. Das Erdgeschoß wird für Sonderausstellungen genutzt und die, die ich bisher gesehen habe, waren alle von hervorragender Qualität - anschaulich, informativ, mit gut verdaubaren Mengen Text und Unterhaltung für Kinder. Im zweiten Stock findet sich alles, was man in einem modernen Naturkundemuseum erwartet: Fossilien aus verschiedenen Fundstellen Nordhessens, gut gemachte Lebendrekonstruktionen von verschiedenen ausgestorbenen Tieren, die einen Eindruck der vergangenen Lebenswelten geben - darunter ein lebensgroßes Mammut mit Kind - und die einheimische Tierwelt.
Dinosaurierskelette
Eiszeittiere
Naturalienkabinett im 3. Stock
Schildbachsche Holzbibliothek
 Ein besonderes Highlight ist der dritte Stock, der verschiedene außergewöhnliche Stücke der Sammlung präsentiert, darunter das Skelett des Elefanten, an dem Goethe gearbeitet hat, das Herbar von Caspar Ratzenberger aus dem 16ten Jahrhundert, eine 300 Jahre alte Fötensammlung, eine Duftorgel, Vogelgemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert und - mein Lieblingsstück - die  Schildbache Holzbibliothek - eine Bibliothek aus buchförmigen Kästen aus Holz, die jeweils eine Beschreibung, Blätter, Zweige und aus Wachs nachgebildete Früchte von Bäumen zeigen.
Landesmuseum
Verlässt man  die Altstadt Richtung Wilhelmshöher Allee, kommt man am Hessischen Landesmuseum vorbei, das in einem beeindruckenden, klassizistischen Bau von 1913 untergebracht ist. Hier finden sich Sammlungen für Vor- und Frühgeschichte, Angewandte Kunst und Volkskunde und das Deutsche Tapetenmuseum. Seine Turmspitze ist außerdem eine Station des schon erwähnten Laserscape. Leider ist das Landesmuseum auf Grund von Sanierungsarbeiten bis voraussichtlich 2015 geschlossen, so dass ich schon länger nicht mehr dort war und nichts Aktuelles darüber schreiben kann. Als Kind war ich ein paar Mal dort und kann mich vor allem an die schönen Dioramen von Menschen der Urzeit und ein paar teilweise skurrile Kunstwerke erinnern. Wenn es wieder aufmacht und ich mal wieder vorbeischauen kann, dann schreibe ich mehr dazu.
(Webauftritt: http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1056)
Biegt man jetzt zum Weinberg ab (Wer den Weg vergessen hat, kann hier nachlesen), kommt man hier zu zwei weiteren Museen - der Neubau des Brüder Grimm-Museums, das jetzt noch im Palais Bellevue zu finden ist, ist hier am Entstehen. Da ich das nicht kenne, kann ich aber leider nicht mehr dazu sagen (Webauftritt: http://www.grimms.de/). Schon seit 20 Jahren findet man hier allerdings das Museum für Sepulkralkultur, das eine umfangreiche Ausstellung zu den Themen Tod und Beerdigungskultur beherbergt - klingt vielleicht makabr, ist aber tatsächlich hochinteressant und geschmackvoll und interessant gemacht. Zu erfahren, wie verschiedene Kulturen der Welt mit dem Thema umgehen und wie die historischen Hintergründe unserer heutigen Friedhofskultur sind, macht deutlich, dass das Thema Tod und Erinnerung ein ganz wichtiger Teil unserer Kultur ist und sich damit mal ein bisschen zu beschäftigen sich wirklich lohnt. (Webauftritt: http://www.sepulkralmuseum.de/)
Wer jetzt etwas Aufheiterung benötigt, sollte zum Hauptbahnhof hinüberwechseln, wo die Caricatura untergebracht ist, eine Galerie für komische Kunst. Wie das mit Karikaturen aber so ist - manchmal sind die lustigsten die zu den ernstesten Themen. (Webauftritt: http://www.caricatura.de/home.html)
Schloss Wilhelmshöhe
Last but not least, lohnt sich für Museumsgänger auf jeden Fall auch der Gang zum Schlosspark Wilhelmshöhe. Wie schon erwähnt gibt es hier das Schloss und die Löwenburg und in beiden kann man kurfürstliche Räume bewundern (Webauftritt Weißensteinflügel im Schloss: http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1037; Webauftritt Löwenburg: http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1315). Besonders sehenswert ist aber das im zentralen Flügel des Schlosses untergebrachte Museum Schloss Wilhelmshöhe, das mit einer kleinen Antikensammlung und einer beeindruckenden Gemäldegalerie alter Meister aufwartet. Eine ganz besondere Sammlung, die man leicht übersieht, findet sich neben dem Cafe im Keller: Die Korkmodelle antiker Bauten aus dem 18.Jahrhundert. (Webauftritt Museum Schloss Wilhelmshöhe: http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1037; Korkmodelle: http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1382)
Soweit zu den Museen, die ich kenne, daneben gibt es aber noch einiges mehr, was man besuchen könnte. Eine Übersicht findet Ihr hier: http://www.kassel.de/kultur/sehenswuerdigkeiten/

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So, und das war es dann erstmal zum Thema "Kassel". Gerne könnt ihr kommentieren und wenn es gefallen hat, dann schreibt das ruhig, dann wird die nächste Städtereise oder der nächste größere Urlaub hier auch präsentiert. Oder vielleicht arbeite ich ja auch irgendetwas Älteres auf, von dem ich noch schöne Bilder habe, wer weiß...

Donnerstag, 6. Februar 2014

Wie war das eigentlich nochmal mit der Grippe?

Jedes Jahr schafft es eine neue Grippevariante in die Nachrichten, ob "Vogelgrippe", "Schweinegrippe" oder "Neue Grippe". Und jedes Mal geht dann die Diskussion los, ob es hier um Panikmache oder gar Geschäftemacherei geht oder um eine echte, ernste Gefahr. Die "normalen" Grippewellen schaffen es dagegen nur in die Presse, wenn sie ungewöhnlich schwer ausfallen und die Krankenhäuser überfüllen - was regional gar nicht selten auftritt. Aber was hat es mit der Grippe auf sich, wie kommt es zu diesen neuen Grippestämmen, wie gefährlich sind die und was kann man eigentlich dagegen tun?

Einfach eine Erkältung?
Die echte Grippe, im Fachmund Influenza genannt, wird von Influenzaviren ausgelöst und hat Symptome, die einer Erkältung ähneln, aber meist schneller und heftiger auftreten. Typisch für eine echte Grippe ist ein schnelles Auftreten der Beschwerden, zu denen hohes Fieber (bis über 40°C) mit Schüttelfrost, starke Kopf- und Gliederschmerzen, Husten und Übelkeit gehören. Die Beschwerden halten 7-14 Tage an und sind in den ersten Tagen oft gleichbleibend schwer. Klassische Erkältungskrankheiten verlaufen meist milder, die Symptome bauen sich über einen längeren Zeitraum auf und dazu gehören meist Niesen und eine laufende Nase, die bei der echten Grippe seltener sind. Bis auf einen manchmal länger anhaltenden Reizhusten ist eine "normale" Erkältung meist innerhalb einer Woche abgeklungen. Mit Grippe anstecken kann man sich wie bei Erkältungskrankheiten über die Schleimhäute (Mund, Nase, Auge), wenn diese in Kontakt mit Viren kommen, die von einem Infizierten abgegeben wurden (Berührung, ausgehustete Tröpfchen, Kot).
Auf Grund des heftigen Verlaufs kann eine Grippeerkrankung vor allem für Kinder, Ältere und geschwächte Patienten an sich gefährlich werden. Im Vergleich zu einfachen Erkältungen zieht eine Grippe aber auch relativ häufig eine bakterielle Lungenentzündung nach sich, die unbehandelt lebensbedrohlich sein kann. Wie viele Menschen an der Grippe sterben ist schwer genau zu bestimmen, da eine Erkrankung häufig nicht direkt tödlich ist, aber eine Folgeerkrankung das sehr wohl sein kann. Während die Zahl direkter und gemeldeter Grippetodesfälle in Deutschland zwischen einer Handvoll und wenigen Hundert schwankt, gehen die Schätzungen zur gesamten grippebedingten Sterblichkeit in die Tausende. Neben den alljährlichen "normalen" Grippewellen treten aber immer wieder auch Pandemien, also sich weltweit ausbreitende Infektionswellen, gefährlicher Grippestämme auf. Die verheerendsten des 20sten Jahrhunderts waren die Spanische Grippe, die 1918-1920 mit 25-50 Millionen Toten mehr Opfer gefordert hat als der erste Weltkrieg, die Asiatische Grippe, die 1957/58 ein bis zwei Millionen Menschenleben gekostet hat und die Hongkong-Grippe, die 1968 Folgen in ähnlicher Größenordnung hatte.
Die Influenzaviren werden in drei Gattungen unterteilt (Influenza A, B und C), von denen die Influenza A-Viren weiter nach dem Typ von zwei Proteinen unterteilt werden, die sie tragen. Hämagglutinin erlaubt den Viren an ihre Wirtszellen zu binden, während Neuraminidase die Freisetzung neuer Viren aus der befallenen Zelle ermöglicht. H5N1 ist also zum Beispiel ein Grippevirus mit dem Hämagglutinintyp 1 und dem Neuraminidasetyp1.

Was macht die Grippe so gefährlich?
Die meisten Krankheiten evolvieren zusammen mit ihrem Wirt so, dass sie sich erfolgreich ausbreiten können, ohne dass sie dabei ihre eigene Grundlage zerstören - wer zu schnell stirbt, hustet niemanden mehr an und wird für Viren zur Sackgasse! Auf der anderen Seite kann sich unser Immunsystem Erreger "merken", mit denen es schon einmal Kontakt hatte und diese dann bei erneutem Kontakt meist schnell bezwingen. Bei der Grippe kommen allerdings mehrere Faktoren zusammen, die beide Schutzmechanismen teilweise plötzlich umgehen können:
  • Das Genom von Grippeviren besteht aus RNA und nicht aus DNA wie zum Beispiel das menschliche. Beim Kopieren von RNA passieren aber mehr Fehler als bei der DNA-Kopie, es treten also häufiger Mutationen auf. Bei den unzähligen Viren, die eine infizierte Körperzelle produziert, ist also auch die Chance groß, dass neue Viren mit neuen Eigenschaften auftreten. Man spricht hier von "antigen-drift", also einer kontinuierlichen Veränderung der Viruseigenschaften
  • Im Gegensatz zu vielen anderen Viren besteht das Genom von Influenzaviren aus mehreren kurzen Stücken, die alle in eine infizierte Zelle abgegeben, dort vervielfältig und am Ende wieder zusammensortiert und in neue Viren verpackt werden. Wenn Viren von zwei verschiedenen Grippestämmen jetzt aber die gleiche Zelle infizieren, dann können die Teile des Genoms wie Karten neu gemischt werden und schlagartig neue Stämme mit ganz neuen Merkmalskombinationen entstehen. Man spricht hier von "antigen-shift", der sprungartigen Veränderung der Viruseigenschaften.
  • Besonders Influenza A-Viren können viele verschiedene Arten befallen, darunter neben dem Menschen zum Beispiel Schweine und Vögel. Die verschiedenen Stämme evolvieren dabei in den verschiedenen Wirtsorganismen unabhängig.
Dass sich Grippeviren durch antigendrift und -shift so schnell verändern können, bringt das Gedächtnis unseres Immunsystems nur einen sehr eingeschränkten Schutz, da das nächste Virus für es oft schon nicht mehr wiederzuerkennen ist. Gerade dort, wo Nutztiere unter relativ unhygienischen Bedingungen und/oder traditionell in gemischten Haltungen, z.B. Hühner und Schweine, gehalten werden, können auch Viren aus verschiedenen Wirten zusammenkommen. Durch die Mischung der Virengene kann dann theoretisch plötzlich ein Virus entstehen, das an die Verbreitung von Mensch zu Mensch angepasst ist, nicht daran angepasst ist, seinen neuen Wirt überleben zu lassen und gegen das bisher keine Immunität bei Menschen vorhanden ist. Es gibt Schätzungen, die bei einer ungebremsten Ausbreitung der schlimmsten anzunehmenden Grippe von ein bis zwei Milliarden Infizieren innerhalb eines Jahres bei einer Sterblichkeit von 10-20% ausgehen. Wirklich vorhersagbar ist aber keine Grippewelle.

Müssen wir jetzt alle Sterben?
Ohne Frage: Das müssen wir wohl irgendwann - aber wahrscheinlich nicht an Grippe! Tatsächlich gibt es einiges, was man heute tun kann. Die Behandlung der Symptome kann die Gefahren schon beträchtlich mildern, daneben gibt es inzwischen eine Reihe von antiviralen Medikamenten, die die Vermehrung von Grippeviren direkt hemmen können. Und mit Hilfe von Antibiotika können Lungenentzündungen, die vielleicht die gefährlichste Komplikation darstellen, meist gut behandelt werden.
Die wichtigsten Maßnahmen der Grippebekämpfung sind aber vorbeugende Maßnahmen, die die Ausbreitung verhindern sollen - und zu denen können wir alle beitragen:
  • Hygiene ist wie bei so vielen Krankheiten essentiell. Händewaschen allein mag nicht alle Viren von der Haut entfernen, aber auch eine Reduktion der Anzahl macht eine erfolgreiche Infektion schon unwahrscheinlicher. Wer besonders viel mit Menschen zu tun hat, sollte gerade im Winter auch über eine Händedesinfektion nachdenken und sich fragen, wann ein Händeschütteln wirklich nötig ist. Und ganz besondere Vorsicht gilt, wann immer die Hände in Kontakt mit dem eigenen Gesicht kommen, da hier die infizierbaren Schleimhäute sitzen - also Händewaschen vor dem Augereiben, naseputzen und insbesondere Essen! Wer noch etwas mehr Schutz möchte, kann natürlich auch einen Mundschutz tragen - in Asien ist das in der Grippesaison oder bei eigener Erkrankung recht gebräuchlich.
  • Grippeerkrankungen sollte man ernst nehmen. Das heisst, dass dann, wenn Verdacht auf eine Erkrankung besteht, Erkrankte und Menschen in Kontakt mit ihnen besonders auf Hygiene achten sollten. Einen Arzt aufzusuchen und sich nicht zur Arbeit oder Schule zu quälen, gehört auch zu den sinnvollen Schutzmaßnahmen!
  • Für Risikogruppen, also Kinder, Ältere, Immungeschwächte und alle, die mit vielen Menschen in Kontakt kommen, empfiehlt sich auch eine Grippeschutzimpfung. Diese muss jedes Jahr aufgefrischt werden, da der Impfstoff jedes Jahr neu zusammengestellt werden muss, um die neu aufgetretenen Grippestämme abzudecken. Im Prinzip ist die Impfung nichts anderes als eine Injektion nicht-lebensfähiger Viren oder Virusproteine, an denen das Immunsystem "üben" kann, um im Fall einer echten Infektion so schnell und hart zuzuschlagen, dass die Viren keine Chance haben. Wichtig zu merken ist aber, dass eine Grippeimpfung nie 100%igen Schutz bieten kann, gerade auch deshalb, da sich die auftretenden Virustypen eben nicht absolut sicher vorhersagen lassen.
  • Reisende sollten  Warnungen ernst nehmen und sich selbst als Riskiogruppe betrachten, da sie mit neuen Grippestämmen in Kontakt kommen sollten - insbesondere unter Bedingungen mit geringer Hygiene, gemischter Tierhaltung und/oder großen Menschenansammlungen - Hygiene und eine Impfung sind hier also angesagt und Krankheitssymptome sollten ernst genommen werden, besonders wenn man sie in die Heimat mitnimmt!
Und was ist jetzt mit der Panikmache in der Presse?
Neben den "normalen" Grippewellen besteht tehoretisch jederzeit auch das Risiko eines überraschend neu auftretenden Stamms, der eine verheerende Pandemie auslösen könnte. Hier ist ein wichtiger Faktor die Zeit - solange ein neuer Virusstamm nur wenige Menschen infiziert hat, kann seine Ausbreitung durch Quarantänemaßnahmen so verlangsamt werden, dass eine Impfung entwickelt, Risikogruppen informiert und antivirale Medikamente eingelagert werden können. Ist ein potentiell gefährlicher Virenstamm bisher vor allem in Nutztieren nachgewiesen, kann deren Tötung eine weitere Ausbreitung auf Menschen verhindern. Im besten Fall kann eine mögliche Pandemie dann in den Anfängen erstickt werden.
Da es hier aber nicht um Monate oder Wochen geht, sondern Stunden oder Tage entscheidend sein können, sind Gesundheitsbehörden weltweit immer auf der Suche nach Grippefällen mit ungewöhnlichem Verlauf, neuen Genkombinationen oder einer nachgewiesenen Übertragung von Tieren auf Menschen. Wenn diese Arbeit es in die Presse schafft, sollte uns das also zum einen beruhigen und uns zum anderen klar machen, dass hier ein echtes Risiko besteht, vor dem wir uns aber zum Teil auch selbst schützen können.
Also lieber nochmal Händewaschen!

Dienstag, 4. Februar 2014

Kassel V: Der Schlosspark Wilhelmshöhe


Blick vom Schloss zum Herkules
Als ich das erste Mal mit Denise in Kassel war und wir zum ersten Mal im Bergpark waren, kamen wir am Ende an den Treppen vor dem Schloss vorbei, wo ein Mann völlig verträumt in Richtung Herkules blickte (nur der zweitbeeindruckendste Blick, den der Park zu bieten hat) und dann zu seiner Frau sagte: "Also, das ist wirklich einzigartig!". Das hat 2013 auch die UNESCO so gesehen und den Park in das Weltkulturerbe aufgenommen. Was den Schlosspark zu so etwas besonderem macht, ist eine Mischung aus atemberaubender Lage, Weiträumigkeit und den Wasserspielen.
Blick vom Herkules nach Kassel
Mit 2,4 Quadratkilometern ist der Bergpark Wilhelmshöhe so groß wie der Londoner Hyde Park mit Kensington Gardens aber durch seine Anlage wirkt er aber geradezu grenzenlos. Im Norden, Westen und Süden geht er in den Habichtswald über und nach Osten hin öffnet sich die Anlage zum Tal nach Kassel. Über dem Park steht auf einer Pyramide auf der achteckigen Riesenburg der Herkules - das Wahrzeichen Kassels. Steigt man hier hinauf, hat man den beeindruckendsten Überblick über die gesamte Anlage. Vom Herkules aus fallen die großen Kaskaden der Wasserspiele über 250 Meter Länge den Hang herab, darunter führt eine lange Waldschneise mit Wiesen zum großen See und dem hinter einer weiteren großen Wiese liegenden Schloss. Von hier aus führt 4,5 weitere Kilometer in die Kasseler Innenstadt - Man kann sich gut vorstellen, wie der Kurfürsten hier oben Gäste beeindruckte, indem er ihnen ein vorführen konnte, dass er
Wasserlauf im "Wald"
nicht nur einen Park oder ein Schloss errichten konnte, sondern dass er die gesamte Landschaft beherrschte!
Rondell am großen Teich
Steigt man vom Herkules entlang der Kaskaden herab, kommt man in den eigentlichen Park, der als raffinierter Landschaftspark angelegt ist, so dass man teils durch dichten Wald wandert und dann wieder an große Rasenflächen oder blühenden Wiesen vorbeikommt. Insbesondere durchqueren das Gelände auch zahlreiche kleinere Bächen, die mit kleinen Brücken oder Trittsteinen überquert werden können und die zahlreichen kleineren Teiche und die Seen verbinden. Immer wieder tauchen auf dem Weg auch Staffagebauten auf, von denen ein Teil an den Wasserspielen beteiligt ist.
Kapelle der Löwenburg
Löwenburg
Das größte Gebäude im Park - außer dem eigentlichen Schloss - ist die Löwenburg, eine nachgebaute Burgruine, im Süden des Parks. Hier kann man den Burghof besichtigen oder die Räume besuchen, die barocke Wohnquartiere, eine Kapelle und eine Waffenkammer umfassen.
Schloss Wilhelmshöhe
Im unteren Drittel des Parks liegt das Schloss Wilhelmshöhe, das sich mit seinen drei Flügeln leicht gerundet zum Park öffnet. Interessant ist hier, dass der zentrale Flügel erst spät mit den Seitenflügeln verbunden wurde und dass die Verbindungsbauten es erlauben, durch einen Bogen unter ihnen in den untersten Parkteil und Richtung Stadt sozusagen unter dem Schloss hindurch zu gehen. Im Schloss ist nicht nur das Schlossmuseum untergebracht, sondern auch die Antikensammlung und die Gemäldegalerie mit zahlreichen alten Meistern - ein lohnender Besuch, über den ich beim Post zu den Kassler Museen noch mehr schreiben werde.
Quelle unterm Herkules
Kaskaden
Als würde all das noch nicht genügen, um den Bergpark Wilhelmshöhe zu einem würdigen Weltkulturerbe zu machen, hat er noch ein ganz besonderes Ass im Ärmel: Die Wasserspiele! Diese finden jeden Mittwoch und Sonntag sowie Feiertags vom Frühjahr bis Herbst statt und sind eine Meisterleistung barocker Technik und kommen völlig ohne Pumpen aus, wobei das Wasser über verschiedene Stationen durch den Park fliesst. Es beginnt unter dem Herkules, wo zuerst die Fanfaren zweier Figuren dröhnen und dann die Wassermassen die Kaskaden herabströmen. Nun kann man dem Wasser durch den Park zu den verschiedenen Stationen folgen bis es am Ende mit einer gewaltigen Fontäne am Schlossteich zum Ende kommt.
Teufelsbrücke
Beleuchteter Herkules
Wem das immer noch nicht extravagant genug ist, der kann sich auch die beleuchteten Wasserspiele anschauen, die mehrmals im Jahr stattfinden - hier empfiehlt es sich, am Nachmittag zu kommen, um den Park zu erkunden, um dann bei Sonnenuntergang als krönenden Abschluss die Wasserspiele zu genießen!
Insgesamt ist der Bergpark Wilhelmshöhe alleine eine Reise nach Kassel wert und einen halben Tag für ihn einzuplanen ist nicht übermäßig großzügig. Für diejenigen, die nicht allzu gut zu Fuß sind, gibt es auch eine Buslinie, die verschiedene Stationen des Parks anfährt - für alle anderen empfiehlt es sich, oben am Herkules anzufangen und den Park von dort aus wandernd zu erschließen.

Sonntag, 2. Februar 2014

Kassel IV: Die Parks in der Stadt

Wilhelmshöher Allee mit Torwache
Hinweis: Für größere Ansichten, einfach auf die Bilder klicken!

Kassel hat eine außergewöhnlich reiche Parklandschaft zu bieten - die weit über den Bergpark Wilhelmshöhe hinausgeht. Tatsächlich ist es möglich, direkt aus der Innenstadt loszulaufen und durch grandiose und weitläufige Grünanlagen zu streifen. Am einfachsten ist das direkt vom Friedrichsplatz aus, von wo man in die Karlsaue herabsteigen kann, aber ein kleiner Umweg macht die Sache spektakulärer! Folgt man der Wilhelmshöher Allee aus der Innenstadt heraus, sieht man vor sich das Hessische Landesmuseum und die Torwache liegen. 
Ehrenmal im Fürstenpark
Junge Kaninchen im Weingarten
Weinberggarten
Biegt man links ab und läuft am Landesmuseum vorbei, kommt man in den kleinen und eher unspektakulären Fürstengarten, an dessen östlichem Ende ein Ehrenmal für die Opfer des Faschismus liegt. Durchquert man den Fürstengarten, kommt man zum Weinberg, an dessen westlichem Ende das Museum für Sepulkralkultur liegt und das Gebrüder Grimm-Museum einen Neubau erhält, dem leider ein Teil des Parks zum Opfer fällt. Der Weinberggarten liegt wie ein Balkon über den südlichen Teilen der Stadt und erlaubt einen herrlichen Blick über diese und die Karls- und die dahinterliegende Fuldaaue. Außerdem kann man hier morgens und abends häufig einige Kaninchen sehen - einer der Punkte, mit denen ich Denise das erste Mal nach Kassel locken konnte. Allerdings waren da auf Grund des schlechten Wetters leider keine Kaninchen zu sehen - dafür hatten wir beim nächsten Mal umso mehr Glück -wie das Bild nebenan zeigt! 

Küchengraben (Karlsaue)
Blick von der Schönen Aussicht
Vom Weinberg aus führt eine kleine Brücke über die Frankfurter Strasse zur "Schönen Aussicht", einer Strasse, die genau über der Karlsaue liegt und an deren südlichsten Punkt ein kleines Rondell steht, dass eben diese schöne Aussicht über die Karlsaue bietet. 

Orangerie
Schwaneninsel (Karlsaue)
Pfauendame auf der Insel Siebenbergen
Von hier aus gibt es mehrere Möglichkeiten, in die Karlsaue hinabzusteigen und dabei auch durch die schönen Rosengärten am Hang zu wandeln. Die Karlsaue ist ein ursprünglich barocker Park, der später zum Landschaftsgarten umgestaltet wurde - an den barocken Ursprung erinnern vor allem noch die langen Wassergräben und Alleen, die dem Spaziergänger ein Gefühl großer Weite geben. Mit 150 Hektar ist sie auch so weitläufig, dass man selbst an schönen Wochenendtagen leicht ruhige Orte findet. Im Norden der Karlsaue liegt die Orangerie mit Planetarium und dem Astronomisch-Physikalischen Kabinett. Hier beginnt auch mit einer großen Sonne am Gebäude der Planetenwanderweg, der durch einen großen Teil der Karlsaue führt. Folgt man diesem mitten durch den Park oder einem der beiden großen Wassergräben, gelangt man im Süden des Parks zum Aueteich, an dessen Südende die Schwaneninsel liegt. Noch einen Katzensprung weiter im Süden liegt eines der schönsten Kleinode der Kassler Parklandschaft: Die Blumeninsel Siebenbergen. Ursprünglich ein Hügel für den Aushub der Wasseranlagen, ist diese künstliche Insel vielfältig und bunt bepflanzt und er einzige Teil der Parkanlagen, für den man einen kleinen - aber absolut lohnenden - Eintritt zahlen muss.
Park Schönfeld

Wer am Südende der Karlsaue angekommen ist und noch weiter spazieren möchte, hat zwei Möglichkeiten. Geht man nach Westen am Auestadion vorbei und überquert die Frankfurter Strasse, kommt man zum Park Schönfeld - einem hübschen und ruhigen, langgestreckten, kleineren Landschaftspark, von dem aus man teilweise einen schönen Blick auf den Herkules hat und in dem außerdem der kleine aber hübsche Botanische Garten der Stadt liegt. Dieser hat eine Allee, einen Stauden-, Rosen- und Heilkräutergarten sowie ein Kakteenhaus und ein Schulbiologisches Zentrum zu bieten. Direkt an seinem Fuß, über dem unteren Teil des Parks Schönfeld liegt ein Klangpfad mit acht Klangobjekten.
Bugasee (Fuldaaue)
Aussichtshügel (Fuldaaue)
Verlässt man den Süden der Karlsaue nach Osten und überquert die Fulda, kommt man zur Fuldaaue, die als ehemaliges Bundesgartenschaugelände auch als "Buga" bezeichnet wird. Im Vergleich zur Karlsaue mit ihrem alten Baumbestand, ist die Fuldaaue lichter mit großen Gras- und Wasserflächen, was sie besonders im Sommer zu einem besuchenswerten Naherholungsgebiet macht. Im Buga-See kann man auch baden. Über eine der Brücken im Norden kann man nun zurück in die Innenstadt kommen, wo man sich von den ungefähr 6 Kilometern Weg, die ich hier nur kurz beschrieben habe, erholen kann.
Und den Weltkulturerbepark Wilhelmshöhe habe ich noch gar nicht erwähnt...