Mittwoch, 22. April 2015

Avifauna Europaea: Niederlande und Update April

Okay, dann schauen wir mal, was wir bei unserem Trip nach Amsterdam so gesehen haben und was sonst noch so im April vorbeigeflogen ist. Und da kommt spektakuläres auf uns zu!

Warzenente (Cairina moschata)

Ordnung: Anseriformes (Gänsevögel), Familie: Anatidae (Entenvögel) 

Warzenente (Cairina moschata)
Die Warzenente ist die Haustierform der mittel- und südamerkianischen Moschusente und wurde dort schon lange vor der Ankunft der Europäer als Haustier gehalten. In Nordamerika und Europa kommt sie an manchen Stellen als Neozoon vor, so offenbar auch im Amsterdamse Bos, dem Amsterdamer Stadtwald, wo wir dieses Paar gesehen haben. Ihren Namen haben sie von dem nackten Gesicht mit warzenartigen Hautpartien.
Ordnung: Pelecaniformes (Ruderfüßer) Familie: Ardeidae (Reiher)
Nachtreiher (Nyctocorax nyctocorax)
Nachtreiher mit Nistmaterial
Nachtreiher, Jungtiere
Die größte Überraschung, was Vögel in Amsterdam angeht, waren die Nachtreiher, die als Wildvögel eine kleine Brutkolonie im Artis Zoo gegründet haben. Normalerweise gehen sie ihren größeren Verwandten, den Graureihern aus dem Weg, indem sie überwiegend in der Dämmerung jagen und sich sonst versteckt halten. Im Zoo fällt aber genug Fisch für alle ab, so dass die kleine Nachtreiherkolonie zwischen den Graureihern bestehen kann. Die drei Jungvögel waren schon groß genug, um auch außerhalb des Nests herumzuflattern und die Gegend zu untersuchen.
In Mitteleuropa ist der Nachtreiher fast ausgestorben, so dass die Kolonie im Artis wohl in den Niederlanden unter Vogelliebhabern recht berühmt ist.Wir wussten aber vorher nichts davon und haben erst gemerkt, dass es Wildvögel sind, als sie frei herumgeflogen sind. Insofern sind sie nicht das erste, aber doch das spektakulärste Wildtier, das ich in einem Zoo beobachten konnte.
Rotmilan (Milvus milvus)
Ordnung: Accipitriformes (Greifvögel) Familie: Accipitridae (Habichtartige)
Rotmilan (Milvus milvus)
Der rotbraune Rotmilan mit dem deutlich gegabelten Schwanz, daher auch der Name "Gabelweihe", gehört zu den hübschesten Raubvögeln überhaupt. Gesichtet habe ich einen bei Hannover vom Zug aus und einen aus größerer Entfernung im Tierpark Sababurg bei Kassel. Und an Ostern ist mir endlich ein Bild von einem gelungen, der mit Beute in den Klauen über der Bahnstadt in Heidelberg flog. Er ist ein ähnlich opportunistischer Fresser wie der Schwarzmilan und daher auch häufig an Müllkippen zu finden, so dass die Beute auch gut ein Döner gewesen sein könnte...

Ordnung: Strigiformes (Eulen) Familie: Strigidae (Eigentliche Eulen)
Uhu (Bubo bubo)
Uhu (Bubo bubo)
Und seit gestern habe ich auch endlich eine Eule in der Liste - und nicht irgendeine, sondern die größte der Welt: Den Uhu! Tatsächlich gibt es in der Umgebung von Heidelberg mehrere Uhureviere, ein Kollege hat sogar schon einmal einen auf dem Dach des Nachbarhauses fotografiert. Mit der stämmigen Eulenform und den Federohren ist der Uhu auch als Silhouette eindeutig wieder zu erkennen. Das "Wu-uuu" konnte ich leider nicht aufnehmen...
Nachdem Uhus als Jagdkonkurrenten zu Anfang des 20ten Jahrhunderst massiv verfolgt wurden, sind heute Stromleitungen und der Mangel an geeigneten, gut strukturierten Lebensräumen ihre Hauptbedrohung. Allerdings nimmt der Bestand in Deutschland seit den 80er Jahren kontinuierlich zu. Es kann sich also lohnen, mal bei Sonnenauf- oder -untergang im Steinbruch zu lauschen...
Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel) Familie: Muscicapidae (Fliegenschnäpper)
Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
Gartenrotschwanz, Männchen
Gartenrotschwanz, Weibchen
Der Gartenrotschwanz benötigt zum Brüten alte Bäume und ist daher eher in Parks und Gartenanlagen anzutreffen und weniger tief in Ortschaften als der Hausrotschwanz. Das Männchen gehört mit der prächtig orangeroten Brust, dem roten Schwanz, schwarzer Maske und grauem Scheitel zu den auffälligsten Vögeln hierzulande. Das Weibchen (neues Foto!) ist etwas schlichter, aber immer noch ein auffällig eleganter Vogel. Ihre Nahrung suchen sie vor allem am Boden.
Im Gegensatz zum Hausrotschwanz ziehen Gartenrotschwänze weiter nach Afrika südlich der Sahara und verlassen Mitteleropa dabei schon ab Mitte Juli. Wahrscheinlich sind verschlechterte Bedingungen in den Überwinterungsgebieten, wie vermehrter Pestizideinsatz die Gründe dafür, dass die Bestände der Gartenrotschwänze abnehmen, so dass die Art in Deutschland inzwischen auf der Vorwarnliste steht.

Schwarzkehlchen (Männchen)
Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola)
Schwarzkehlchen (Weibchen)
Das Schwarzkehlchen besiedelt offene Landschaften mit Büschen oder Hecken. Ein paar leben auch in der Umgebung von Heidelberg, die beiden im Bild stammen aber aus den Dünen bei Zaanford aan Zee in der Nähe von Amsterdam. Da geeignete Lebensräume in Mitteleuropa immer seltener werden, passiert das gleiche mit dem Schwarzkehlchen, das in Deutschland auf der Vorwarnliste steht und in manchen Bundesländern als bedroht gilt.

So, das war es für heute. Vielleicht komme ich demnächst dann ja mal zu den Säugetieren...

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