Dienstag, 13. Januar 2015

Avifauna Germanica XII: Greifvögel, Eulen, Falken und Papageien

Okay, wie versprochen, kommen wir diesmal zu Vögeln mit Hakenschnabel. Mal sehen, was mir davon bisher begegnet ist:

Mäusebussard (Buteo buteo)

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Auch wenn der Schnabel beeindruckt, deutet schon der Name an, dass die wahre Waffe dieser Tiere die Fänge sind. Da Vögel generall kräftige Beine haben, um gut vom Boden starten zu können, bietet sich das ja auch an. Ein großer Greifvogel wie ein Steinadler kann dabei (je nach Litertaurangabe) mindestens viermal so kräftig zupacken wie ein Mensch - er gewinnt also beim Armdrücken indem er Dir die Hand bricht...

Familie: Habichtartige (Accipitridae)

Sperber (Accipiter nisus)
Sperber (Accipiter nisus)
Der Sperber ist ein relativ kleiner Greifvogel und dem größeren Habicht - dem Vogel des Jahres 2015 (Accipiter gentilis) recht ähnlich. Beide sind ein sehr geschickte Flieger, die im tiefen Anflug kleine bis mittelgroße Vögel oder kleine Säugetiere fangen. In Städten ernähren sie sich gerne von den in großer Zahl vorkommenden Straßentauben. Zum Vogel des Jahres wurde der Habicht als Beispiel für die bedrohten Greifvögel gewählt, da diese auch heute noch als "Raubtiere" oder Konkurrenten von Jägern verfolgt werden und viele Arten als hoch oben in der Nahrungskette stehende Tiere auch besonders unter Giften in der Natur leiden. Besonders DDT hat bei vielen Greifvogelarten, auch Sperber und Habicht zu großen Verlusten geführt, da es die Bildung der Eierschalen verringert hat, wodurch viele Bruten zu Grunde gingen. Inzwischen haben sich die Bestände vieler Arten zumindest teilweise wieder erholt.
Der Sperber im Bild stammt aus Eppelheim. Anmerkung: Bei ersten Posten hatte ich das Bild fälschlich als Habicht bestimmt...
Mäusebussard (Buteo buteo)
Mäusebussard (Buteo buteo)
Der Mäusebussard ist unser häufigster Greifvogel, dem wir fast überall begegnen können, über Feldern oder Wäldern kreisend und häufig in Bäumen am Straßenrand wartend, wo er nach überfahrenen Tieren sucht. Selbst jagt er vor allem Mäuse, ist aber notfalls auch mit Regenwürmern zufrieden. Leider ist er - wie die meisten Greifvögel - relativ scheu, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass es nach wie vor Jäger gibt, die trotz Verbot Greifvögeln nachstellen.
Heller Mäusebussard
Neben der bei uns häufigsten dunkelbraunen Morphe gibt es auch helle, teilweise fast weiße Tiere und allevorstellbaren Färbungen dazwischen.
Vielleicht am beeindruckendsten sind die spielerischsten Luftkämpfe, die man bei Mäusebussarden im Frühjahr und Sommer immer wieder beobachten kann - begleitet von dem typischen „hiääh“-Ruf.
Edit: Bessere Mäusebussardbilder gibt es hier.

Rohrweihe (Circus aeruginosus)
Rohrweihe (Circus aeruginosus)
Etwas kleiner, schlanker und eleganter als ein Bussard, sind die Weihen nach der im Gleitflug leicht erhobenen Flügelhaltung benannt, die an ein priesterliches Segnen erinnert. Rohrweihen sind die kräftigsten Weihen und sind braun mit hellerem Kopf. Sie leben in schilfbewachsenen Feuchtgebieten, wo sie Sing- und Wasservögel jagen. Bei uns sind sie nur im Sommer anzutreffen und ich habe sie in Waghäusel und auf Spiekeroog gesehen.


Kornweihe (Circus cyaneus)
Schlanker als die Rohrweihe und mit grau gefärbten Männchen kommt die Rohrweihe auch in trockeneren Gebieten vor und jagt überwiegend kleine Säugetiere. Gesehen habe ich eine in Waghäusel, die dort ungewöhnlicher Weise im Winter unterwegs war, leider ist mir kein Bild gelungen.

Seeadler (Haliaeetus albicilla)
Unser größter Greifvogel ist ein beeidruckender Anblick: Ein großer kräftiger Adler mit etwas hellerem Kopf mit großem Schnabel und hellem Schwanz. Nachdem sie durch Verfolgung und die Nebenwirkungen von DDT fast ausgerottet waren, verbreiten sie sich langsam in Deutschland wieder und bei uns ist auf der Höhe von Emden einer neben dem Zug hergeflogen - atemberaubend, aber nicht gerade ideal, um ein Foto zu bekommen...

Schwarzmilan (Milvus migrans)
Schwarzmilan (Milvus migrans)
Der Schwarzmilan ist ein mittelgroßer, dunkelbrauner Greifvogel mit leicht gegabeltem Schwanz, der bevorzugt in wasserreichen Gegenden vorkommt. Einer der besten Orte, um Schwarzmilane zu beobachten ist daher das Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue bei Stockstadt am Rhein. Das Bild stammt aber von einem Tier, das über den Feldern zwischen Heidelberg und Dossenheim unterwegs war.
Schwarzmilane sind opportunistische Jäger, was fein ausgedrückt bedeutet, dass sie fressen, was sie bekommen - von Fischen über kleine Säugetiere und Vögel bis zu Aas. Im Winter ziehen sie weit in den Süden nach Afrika. Dort fressen sie dann auch gerne die Fruchthülsen von Ölpalmen.

Rotmilan (Milvus milvus)
Der rotbraune Rotmilan mit dem deutlich gegabelten Schwanz, daher auch der Name "Gabelweihe", gehört zu den hübschesten Raubvögeln überhaupt, weshalb es umso bedauerlicher ist, dass ich kein Foto habe. Gesichtet habe ich einen bei Hannover vom Zug aus und einen aus größerer Entfernung im Tierpark Sababurg bei Kassel. Er ist ein ähnlich opportunistischer Fresser wie der Schwarzmilan und daher auch häufig an Müllkippen zu finden.

Familie: Fischadler (Pandionidae)

Fischadler (Pandion haliaetus) mit Fisch
Fischadler (Pandion haliaetus)
Fischadler noch ohne Fisch
Besonders freut es mich dagegen, ein schönes Bild von einem Fischadler zu haben. Nachdem wir schon in Mexiko zwei Tiere gesehen hatten, bei denen uns keins gelungen ist, konnten wir im Herbst in Waghäsuel zwei Tiere sogar beim erfolgreichen Jagen beobachten. Der auffällig schwarz-weiße Greifvogel ist, wie der Name schon sagt, ein fast ausschließlicher Fischjäger, der über Gewässern rüttelnd Fische erspäht und dann im Sturzflug fängt. Ähnlich wie der Seeadler waren Fischadler bei uns praktisch ausgerottet, kommen jetzt aber wieder. Über den Seeadler freut sich der Fischadler dann aber nicht unbedingt, denn der nimmt ihm den Fisch ganz gerne ab...

Ordnung: Eulen (Strigiformes)

Eulen sind die einzige einheimische Vogelordnung, mit der ich bisher leider noch gar kein Glück hatte. Dafür hat Denise in Dossenheim schon Uhu (Bubo bubo) und Waldkauz (Strix aluco) gehört - vielleicht sollte ich öfter frühmorgens oder abends am Steinbruch rumhängen...

Ordnung: Falkenartige (Falconiformes)

Früher zu den Greifvögel gerechnet, weiß man heute, dass die Falken näher mit Papageien und Singvögeln verwandt sind und stellt sie daher in eine eigene Ordnung.

Familie: Falken (Falconidae)

Zwei junge Wanderfalken (Falco peregrinus)
Wanderfalke (Falco peregrinus)
Oft als der schnellste Vogel der Welt bezeichnet, sind Wanderfalken auf die Jagd auf Vögel spezialisiert, die sie in blitzschnellen Sturzflügen aus dem Flug schlagen. Sie erreichen dabei nachweislich Geschwindigkeiten von etwa 140 km/h, ein von einem Fallschirmspringer trainiertes Tier hat sogar fast 390 km/h erreicht! Früher ein Brutvogel in Felswänden, nutzen Wanderfalken heute häufig Städte als Lebensraum und die beiden Jungtiere auf dem Bild stammen von der Heiliggeistkirche in Heidelberg.

Baumfalke (Falco subbuteo)
Dieser kleine Falke ist vielleicht der geschickteste Luftjäger überhaupt. Er ernährt sich vor allem von Insekten, die er im Flug fängt, darunter solche Flugkünstler wie Libellen, ist aber auch in der Lage kleine Vögel zu erbeuten, darunter sogar Schwalben und Mauersegler. Gesehen habe ich einen Baumfalken in Waghäusel, ein Foto ist mir leider nicht gelungen.

Turmfalke (Falco tinnunculus)
Turmfalke (Falco tinnunculus)
Unser häufigster Falke ist der rotbraune Turmfalke - die Männchen sind an ihrem grauen Kopf erkennbar. Er ist häufig über an Feldern auf einem Ast oder Mast lauernd oder über dem Feld im Rüttelflug zu sehen, bei dem er an einer Stelle flattert, um nach Mäusen zu spähen. Der Falke vom Bild ist ein Männchen aus dem Neuenheimer Feld und vielleicht das Tier, das es gelernt hat, dort auffliegende Tauben gegen Fensterscheiben zu scheuchen und so eine Beute zu machen, die sonst eigentlich eine Nummer zu groß für ihn wäre...

Ordnung: Papageien (Psittacciformes)

Familie: Eigentliche Papageien (Psittacidae)

Halsbandsittich (Psittacula krameri)
Halsbandsittich (Psittacula krameri)
Und zum Abschluss noch einen Vogel mit kräftigem Hakenschnabel, der ein Pflanzenfresser ist und mit seinem Schnabel lieber klettert, Nüsse knackt oder Dinge auseinandernimmt, als Beute zu zerrupfen. Papageien kommen heute in Europa nur als Gefangenschaftsflüchtlinge vor, der Halsbandsittich tut dies sehr erfolgreich und gehört in Heidelberg inzwischen zu den am häufigsten zu beobachtenden Vögeln. Nicht zuletzt deshalb, weil die lärmenden Schwärme kaum zu überhören sind. Am Hauptbahnhof übernachten sie in der mittleren Etage der Bäume, zumindest im Winter, wenn die höheren Äste von Dohlen und Saatkrähen belegt sind.

Und das war es für heute. Nächstes Mal fangen wir dann mit den Sperlingsvögeln an. Und mit 48 Arten in meiner Liste schaffen wir die sicher nicht in ein, zwei oder drei Blogpostings - und nur von zwei habe ich kein Foto - da wird es also bunt!

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