Samstag, 23. Dezember 2017

Trauerrede für Carla Dagmar Maria Fürer




Trauer ist ein seltsames Gefühl. Einerseits ist es uns so unangenehm, dass wir es gerne weit von uns stoßen würden aber es gibt auch kaum ein Gefühl in das wir uns so tief versenken können. Es ist der Schmerz über den Verlust von dem, was wir hatten: Carla, als lebenden, atmenden, aber vor allem liebenden und lachenden Menschen um uns. Aber vielleicht noch mehr ist es der Schmerz um den Verlust dessen, was wir gerne noch alles gehabt hätten.
Und so steht Trauer auch für den Übergang von der Vergangenheit in die Zukunft und macht uns ganz intensiv bewusst, dass mit dem Tod zwar das Leben und das Atmen enden, aber nicht die Liebe und hoffentlich auch nicht das Lachen. Und damit besteht etwas ganz essentielles weiter. Etwas, das ein gläubiger Mensch, und das war Carla, die Seele nennen könnte, die mit dem Tod nicht untergeht.
Wenn ich darüber nachdenke, was Carla ausmacht, dann fallen mir viele kleinere und größere Leidenschaften ein. Dazu gehört, den Weltspiegel abends vom Sofa aus zu sehen, Spaziergänge und lange Telefonate und auch die Zigarette und der Piccolosekt abends auf dem Balkon – oder auch nachmittags oder zu jeder Zeit, die eine kleine Pause gebraucht hat. Aber vor allem sind es zwei große Leidenschaften, die Carlas Leben bestimmt haben.
Eine davon war ihre Tätigkeit als Lehrerin für Biologie und Chemie – eine Leidenschaft, die ich in mir selbst stark verspüre. Vor einiger Zeit hatte ich bei einer Exkursion zufällig eine ehemalige Kollegin von Carla getroffen, deren Zeiten nur für ein halbes Jahr überlappten, die sich aber so positiv erinnerte, dass ich sicher bin, dass Carla bei vielen Kollegen und vor allem auch Schülern viele positive Erinnerungen hinterlassen hat.
Die andere, noch wichtigere Leidenschaft, war für Carla die Familie. An erster Stelle wir Kinder: Johannes, Moni und ich und seit etwa anderthalb Jahren natürlich auch ihr Enkel Jonas, der so viel Freude auch in schwierige Zeiten gebracht hat. Aber gleich danach kommen die Geschwister, die Nichten und Neffen, die Cousinen und Cousins und bis hin zu Verwandten bei denen ich eine Tafel und eine halbe Stunde Zeit bräuchte, den Verwandtschaftsgrad zu erklären. Und dazu gehören auch viele Freunde, die zwar nicht genetisch, aber im Herzen verwandt sind. Und natürlich ihre Katzen: Felix, Moritz, Maxl, Laila und zuletzt Piepsa – eine Katze, von der Carla immer wieder sagte, sie sei genauso verrückt wie ihre Besitzerin – und das sage ich, weil ich ihr Lachen dabei so höre, als wäre sie gerade wirklich bei uns.
Was diese beiden Leidenschaften verbindet, sind zum einen natürlich die Menschen, zum anderen aber gerade auch das Weiterwirken über die eigene Anwesenheit hinaus – und damit auch über den Tod. Als ich das letzte Mal bei Carla war und mit ihr sprechen konnte, haben wir zusammen Bilder auf meiner Kamera angeschaut. Wir haben über die Vögel und Pflanzen geredet, die ich fotografiert hatte und über ein kurzes Filmchen von Jonas gelacht. Und da ist mir bewusst geworden, dass trotz all den Schmerzen und Ängsten der Funke, der Carla wirklich ausmachte, bis zum Ende gebrannt hat. Und dafür bin ich dankbar, denn dieser Funke ist es, den wir alle jetzt in unseren Herzen weiter tragen.
Und so hatte ich, als wir drei Geschwister auf dem Weg zum Krankenhaus waren um Abschied zu nehmen, plötzlich eine Liedzeile im Kopf, von Reinhard Mey einem Künstler, den Carla sehr geschätzt hatte. Ihr kennt sie wahrscheinlich alle: Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein – alle Ängste, alle Sorgen sagt man, blieben darunter verborgen und dann, würde was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.
Und das ist es, Carla, was ich Dir und uns allen wünsche: Dass all die Ängste und Sorgen, die Konflikte und Schmerzen nichtig und klein werden und Du uns in unseren Herzen noch auf ganz vielen Höhenflügen begleiten wirst.
Danke für alles, von uns allen!

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