Samstag, 21. Dezember 2013

Schlimme Zustände im Labor – ein Insider deckt auf

Wir alle kennen die Sicherheitsbelehrungen für Labormitarbeiter. Aber leider wird die psychosoziale Komponente hierbei fast immer missachtet. Und dabei sind die Zustände in den meisten Laboratorien äußerst bedenklich.
    Schon lange ist bekannt, dass die Gene egoistisch sind, aber das ist nur der Anfang! Tatsächlich sind alle Nukleinsäuren ziemlich geladen und kommen insgesamt sehr negativ daher. Und die Proteine erst: Kaum sagen ihnen die Umstände nicht mehr zu, werden sie ausfallend und sind dann vernünftigen Lösungsversuchen nicht mehr zugänglich. Säuren und Basen sind sowieso ätzend. Daneben gibt es Paranoiker wie den Vortex, der sofort heftig zu Zittern anfängt, wenn er auch nur ein bisschen angemacht wird oder den PCR-Cycler, dem abwechselnd heiß und kalt wird. Andere, wie der Rührfisch, denken, alles drehe sich nur um sie und Frustfresser wie die Entropie nehmen währenddessen immer weiter zu. Selbst kompetenteste Zellen leiden immer wieder unter einem Hitzeschock. Insgesamt breitet sich eine aggressive Atmosphäre aus: Röntgenfilme werden als unterbelichtet beschimpft und selbst die freundlichste Pipette mit unzähligen Spitzen konfrontiert.
    Aber wen wundert das bei der allgemeinen Stimmung der Unsicherheit und Verrohung! Für die Amylase zählt ja bekanntlich sowieso nicht Moral oder Gesetz, sondern nur die Stärke. Und solche Taugenichtse wie Ethanol und Methanol sind seit einer Ewigkeit flüchtig, ohne dass jemand etwas dagegen täte! Killerzellen sind in aller Munde und auf vielen Gelen tummeln sich die Banden während zwielichtige Gestalten sich bemühen, die Hintergründe dunkel zu halten.
    Kein Wunder, dass manche da nach dem Überwachungsstaat rufen. Wo nicht das Chaos herrscht, wirkt es daher oft steril. Überall sind inzwischen Mikrosatelliten und auch mit den Nukleinsäuren wird häufig sehr restriktiv umgegangen. Vermeintliche Milderungen des Strafvollzugs sind oft nur Augenwischerei. Macht es wirklich einen Unterschied, ob ein Protein eine leichte oder eine schwere Kette hat? Da werden unzählige Einschnitte und Abstriche gemacht und immer wieder sollen Stoffe weiter eingeengt werden! Meist kommen diese Forderungen natürlich aus der erzkonservativen Ecke. Hierher gehören zum Beispiel die Puffer, die bekanntlich fast immer flüssig sind und stets bei ihren Werten bleiben. Und natürlich kontrollieren solche Gestalten auch die Medien! Aber selbst diese beiden Gruppen lassen sich immer wieder rühren.
    Und auch sonst gibt es noch Hoffnungsschimmer: GFP gilt vielen als ein Licht im Dunkeln und tatsächlich ist Kultur für viele Bakterien und Zellen kein Fremdwort. Zudem funktioniert oft das engere Sozialleben noch: Retroviren zeigen eine hohe Bereitschaft, sich zu integrieren, und Chelatoren oder Antikörper sind auch heute noch bereit, feste Bindungen einzugehen. Auch über die Kationen ließe sich viel positives sagen. Letztendlich kann man doch festhalten: Im Labor findet sich für jedes Problem irgendeine Lösung. Oder wenigstens eine Emulsion...
(Laborhumor von 2008)

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