Dienstag, 4. Februar 2014

Kassel V: Der Schlosspark Wilhelmshöhe


Blick vom Schloss zum Herkules
Als ich das erste Mal mit Denise in Kassel war und wir zum ersten Mal im Bergpark waren, kamen wir am Ende an den Treppen vor dem Schloss vorbei, wo ein Mann völlig verträumt in Richtung Herkules blickte (nur der zweitbeeindruckendste Blick, den der Park zu bieten hat) und dann zu seiner Frau sagte: "Also, das ist wirklich einzigartig!". Das hat 2013 auch die UNESCO so gesehen und den Park in das Weltkulturerbe aufgenommen. Was den Schlosspark zu so etwas besonderem macht, ist eine Mischung aus atemberaubender Lage, Weiträumigkeit und den Wasserspielen.
Blick vom Herkules nach Kassel
Mit 2,4 Quadratkilometern ist der Bergpark Wilhelmshöhe so groß wie der Londoner Hyde Park mit Kensington Gardens aber durch seine Anlage wirkt er aber geradezu grenzenlos. Im Norden, Westen und Süden geht er in den Habichtswald über und nach Osten hin öffnet sich die Anlage zum Tal nach Kassel. Über dem Park steht auf einer Pyramide auf der achteckigen Riesenburg der Herkules - das Wahrzeichen Kassels. Steigt man hier hinauf, hat man den beeindruckendsten Überblick über die gesamte Anlage. Vom Herkules aus fallen die großen Kaskaden der Wasserspiele über 250 Meter Länge den Hang herab, darunter führt eine lange Waldschneise mit Wiesen zum großen See und dem hinter einer weiteren großen Wiese liegenden Schloss. Von hier aus führt 4,5 weitere Kilometer in die Kasseler Innenstadt - Man kann sich gut vorstellen, wie der Kurfürsten hier oben Gäste beeindruckte, indem er ihnen ein vorführen konnte, dass er
Wasserlauf im "Wald"
nicht nur einen Park oder ein Schloss errichten konnte, sondern dass er die gesamte Landschaft beherrschte!
Rondell am großen Teich
Steigt man vom Herkules entlang der Kaskaden herab, kommt man in den eigentlichen Park, der als raffinierter Landschaftspark angelegt ist, so dass man teils durch dichten Wald wandert und dann wieder an große Rasenflächen oder blühenden Wiesen vorbeikommt. Insbesondere durchqueren das Gelände auch zahlreiche kleinere Bächen, die mit kleinen Brücken oder Trittsteinen überquert werden können und die zahlreichen kleineren Teiche und die Seen verbinden. Immer wieder tauchen auf dem Weg auch Staffagebauten auf, von denen ein Teil an den Wasserspielen beteiligt ist.
Kapelle der Löwenburg
Löwenburg
Das größte Gebäude im Park - außer dem eigentlichen Schloss - ist die Löwenburg, eine nachgebaute Burgruine, im Süden des Parks. Hier kann man den Burghof besichtigen oder die Räume besuchen, die barocke Wohnquartiere, eine Kapelle und eine Waffenkammer umfassen.
Schloss Wilhelmshöhe
Im unteren Drittel des Parks liegt das Schloss Wilhelmshöhe, das sich mit seinen drei Flügeln leicht gerundet zum Park öffnet. Interessant ist hier, dass der zentrale Flügel erst spät mit den Seitenflügeln verbunden wurde und dass die Verbindungsbauten es erlauben, durch einen Bogen unter ihnen in den untersten Parkteil und Richtung Stadt sozusagen unter dem Schloss hindurch zu gehen. Im Schloss ist nicht nur das Schlossmuseum untergebracht, sondern auch die Antikensammlung und die Gemäldegalerie mit zahlreichen alten Meistern - ein lohnender Besuch, über den ich beim Post zu den Kassler Museen noch mehr schreiben werde.
Quelle unterm Herkules
Kaskaden
Als würde all das noch nicht genügen, um den Bergpark Wilhelmshöhe zu einem würdigen Weltkulturerbe zu machen, hat er noch ein ganz besonderes Ass im Ärmel: Die Wasserspiele! Diese finden jeden Mittwoch und Sonntag sowie Feiertags vom Frühjahr bis Herbst statt und sind eine Meisterleistung barocker Technik und kommen völlig ohne Pumpen aus, wobei das Wasser über verschiedene Stationen durch den Park fliesst. Es beginnt unter dem Herkules, wo zuerst die Fanfaren zweier Figuren dröhnen und dann die Wassermassen die Kaskaden herabströmen. Nun kann man dem Wasser durch den Park zu den verschiedenen Stationen folgen bis es am Ende mit einer gewaltigen Fontäne am Schlossteich zum Ende kommt.
Teufelsbrücke
Beleuchteter Herkules
Wem das immer noch nicht extravagant genug ist, der kann sich auch die beleuchteten Wasserspiele anschauen, die mehrmals im Jahr stattfinden - hier empfiehlt es sich, am Nachmittag zu kommen, um den Park zu erkunden, um dann bei Sonnenuntergang als krönenden Abschluss die Wasserspiele zu genießen!
Insgesamt ist der Bergpark Wilhelmshöhe alleine eine Reise nach Kassel wert und einen halben Tag für ihn einzuplanen ist nicht übermäßig großzügig. Für diejenigen, die nicht allzu gut zu Fuß sind, gibt es auch eine Buslinie, die verschiedene Stationen des Parks anfährt - für alle anderen empfiehlt es sich, oben am Herkules anzufangen und den Park von dort aus wandernd zu erschließen.

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