Samstag, 12. April 2014

Ein kleines bisschen Gleichberechtigung

Echte Gleichberechtigung zu erreichen ist und bleibt eines der wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit - ob zwischen Männern und Frauen, Homo- und Heterosexuellen, verschiedenen Gläubigen und nicht-Gläubigen, verschiedenen Gesellschaftsschichten und so weiter und so fort. Ohne Frage gibt es heute noch viele, zum Teil auch große, Probleme und bei einigen ist das größte Problem, dass sie uns nicht einmal bewusst werden, wenn wir nicht betroffen sind. Und bei allem Wandel geht es oft zu langsam und zu wenig weit. Aber auf der anderen Seite wandelt sich auch vieles erstaunlich schnell, ohne dass wir es wirklich wahrnehmen. Ein Beispiel ist mir heute im Heidelberger Zoo aufgefallen, als ich an der Toilette warten musste.
Nein nicht auf meine Freundin, sondern weil es an der Herrentoilette eine Schlange gab. Und nein, nicht weil da so viele Männer anstanden oder diese so lange gebraucht hätten, sondern weil da insgesamt vier Väter mit zusammen sieben Kindern waren. Als ich klein war, war es völlig selbstverständlich, dass kleine Kinder mit ihren Müttern auf die Toilette gingen und es war fast so etwas wie ein Ritual der Mannwerdung, wenn man - groß genug um stehend ans Pissoir zu reichen, mit auf die Herrentoilette gehen konnte. Wickeltische für die ganz kleinen gab es sowieso nur - wenn überhaupt - bei den Damen. Mit den Behindertentoiletten und dem größeren Raum, den diese boten, kam der allgemein zugängliche Wickeltisch, dann tauchten immer mehr niedrig installierte Pissoirs für Jungs auf Herrentoiletten auf und irgendwann, ich glaube in den späten Neunzigern, kam bei IKEA tatsächlich ein ausklappbarer Wickeltisch in die Herrentoilette - damals noch eine Kuriosität. Inzwischen sind wickelnde Väter genauso alltäglich wie solche, die ihren Kindern auf der Toilette helfen - ob sie kleinen Jungs zeigen, wie alles funktioniert oder kleine Mädchen über die Schüssel halten. Vor nicht allzu langer Zeit waren Kinder auf der Herrentoilette noch irgendwie seltsam, heute fallen sie nur noch auf, wenn die Schlange länger als bei den Damen ist. Ich denke, dass solche Veränderungen, vielleicht mehr als alle Kampagnen oder Quotenregeln, zeigen, wie sich festgelegte Geschlechterrollen wandeln - gerade an einem Ort wo wir Männlein und Weiblein sonst so säuberlich trennen. Und für die folgenden Generationen wird es vielleicht selbstverständlich sein, dass wir uns auch hier gar nicht so sehr unterscheiden. Deshalb an dieser Stelle mal ein wohlverdientes Lob für alle Väter, die ihren Kindern beim Pinkeln helfen.
Und wenn sich die Schlange besser verteilt, dann müssen wir Männer am Ende auch kürzer auf unsere Begleitung warten. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: 10-15 kg Kind präzise über einer Porzellanschüssel balancieren ist doch sowieso eher eine Aufgabe für echte Kerle, oder? ;)

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